Der Industriegigant ThyssenKrupp steht möglicherweise vor dem Abbruch seines ambitionierten Projekts zur Produktion von “grünem Stahl”, das Investitionen von mehreren Milliarden Euro umfasst. Laut einem Bericht des Handelsblatt, der sich auf interne Unterlagen stützt, hat ThyssenKrupp-Chef Miguel López eine umfassende Überprüfung der aktuellen Entwicklungen eingeleitet.
Das Projekt beinhaltete den Bau einer Anlage zur Stahlherstellung unter Verwendung von Wasserstoff statt Kohle, doch dieser könnte nun gestoppt werden. Die Kosten für die sogenannte “Direktreduktionsanlage” würden sich auf drei Milliarden Euro belaufen. Fördermittel in Höhe von zwei Milliarden Euro waren von der Bundesregierung und der Landesregierung Nordrhein-Westfalens zugesagt worden, von denen bereits etwa ein Viertel ausgezahlt wurde.
Im Bericht des Handelsblatt kommt die Sorge der Bundesregierung zum Ausdruck, dass die defizitäre Stahlsparte “ThyssenKrupp Steel” die finanziellen Mittel möglicherweise nicht selbst aufbringen kann, um die Fördergelder zurückzuzahlen. Aktuell wird die Lage durch das Unternehmen neu bewertet, wobei die gestiegenen Kosten eine Rolle spielen. Das Blatt zitiert einen Sprecher des Unternehmens:
“Aktuell gehen wir davon aus, dass die Direktreduktionsanlage unter den gegebenen Rahmenbedingungen realisiert werden kann.”
Die Inbetriebnahme der Anlage war ursprünglich für das Jahr 2027 geplant. Doch nun scheint das Projekt wesentlich kostspieliger als zunächst angenommen zu werden. Hinzu kommt die Befürchtung, dass der produzierte “grüne Stahl” aufgrund der hohen Kosten nicht wettbewerbsfähig sein könnte. ThyssenKrupps Anlagenbau galt als Vorzeigeprojekt im Rahmen der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angestrebten ökologischen Transformation der deutschen Stahlindustrie.
In letzter Zeit mussten bereits mehrere Projekte regelrechte Rückschläge hinnehmen, die von Habeck unterstützt wurden. Beispielsweise setzte der US-Konzern Intel den Bau einer Chipfabrik in Magdeburg aus, Norwegen zog sich aus dem gemeinsamen Bau einer Wasserstoffpipeline zurück, und auch der Bau einer großen Batteriefabrik durch das schwedische Unternehmen Northvolt in Schleswig-Holstein steht auf der Kippe.
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