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Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 könnte bald neue Verwendung finden, wie das Handelsblatt unter Berufung auf Branchenkenner und Regierungsnahe Experten berichtet. Insbesondere wird die Möglichkeit diskutiert, ein Teilstück der Leitung für den Import von grünem Wasserstoff aus Finnland zu nutzen. Es gibt zudem Spekulationen über einen möglichen Erdgastransport aus Russland nach einem Friedensschluss in der Ukraine.

Eine richtungsweisende Entscheidung traf das Kantonsgericht im schweizerischen Zug, als es die Insolvenz der insolventen Nord Stream 2 AG bis zum 9. Mai 2025 aussetzte, wie RT DE berichtete. Diese Entscheidung ist auf die komplexe geopolitische Lage sowie die bevorstehenden Wahlen in Deutschland zurückzuführen, die voraussichtlich erheblichen Einfluss auf die Lage der Nord Stream 2 AG haben könnten. Insider deuten die Verlängerung der Frist als eine Chance für die nächste Bundesregierung, die Zukunft der Pipeline mitzugestalten.

Obwohl die Bundesregierung dementiert, aktive Pläne für die Zukunft von Nord Stream 2 zu haben, behauptet das Handelsblatt, dass die Regierung die Pipeline-Zukunft nicht dem Zufall überlassen möchte und das jüngste Gerichtsurteil sie nun unter Handlungsdruck setzt.

Sollte bis zum 9. Mai keine Lösung gefunden werden, droht dem Unternehmen die Liquidation. Eine weitere Fristverlängerung scheint unwahrscheinlich. Das würde bedeuten, dass der russische Staatskonzern Gazprom und die Investoren, einschließlich des bundeseigenen Energiekonzerns Uniper, die Kontrolle über die Pipeline verlieren würden, was deutsche Steuerzahler teuer zu stehen kommen könnte.

Findet man jedoch einen neuen Verwendungszweck für Nord Stream 2, könnten mehrere Vorteile entstehen. Nicht nur würden Uniper und damit die deutschen Steuerzahler ihr Geld nicht abschreiben müssen, auch die Sicherheit der Energieversorgung könnte mittelfristig gesteigert werden. Zudem könnte dies den Plänen des US-Unternehmers Stephen Lynch einen Strich durch die Rechnung machen, der sich im Konkursfall die Leitung sichern möchte.

Eine Regierungssprecherin erklärte, dass sich die Bundesregierung nicht an Spekulationen über mögliche Kaufinteressenten für Nord Stream 2 beteilige. Sowohl ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums als auch ein Sprecher von Uniper betonten, weiterhin ihre Rechte und Interessen als Investoren zu wahren.

Die Idee, Nord Stream 2 für die Wasserstoffproduktion im nördlichen Ostseeraum zu nutzen, nimmt Gestalt an. “Deutschland und Finnland treiben die Schaffung eines Wasserstoff-Importkorridors für Deutschland und weitere Anrainerländer der Ostsee voran, um die Potenziale der Region für erneuerbare Energien zu nutzen”, so eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums.

Konkret wird das Projekt “Baltic Sea Hydrogen Collector” (BHC) von den skandinavischen Unternehmen Copenhagen Infrastructure Partners (CIP), Nordion Energi und Gasgrid Finland, entwickelt. Aus dem Konsortium heißt es, dass ein kompletter Neubau der Leitung extrem teuer wäre, die Nutzung von Nord Stream 2 daher sinnvoller erscheint. “Niemand hat ein Interesse daran, eine Ruine auf dem Meeresgrund liegen zu lassen”, bekräftigt Energie-Experte Jacopo Pepe von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).

Laut Experten sind die technischen Hürden für eine Umstellung der Pipeline auf Wasserstofftransport gering. Ein ähnliches Projekt mit den verbliebenen Rohren des Nord-Stream-2-Projekts hat gezeigt, dass eine Umrüstung auf Wasserstoff möglich ist. Die Bundesregierung führt jedoch derzeit keine Gespräche hierzu, nicht einmal mit Russland, weshalb die Frage einer Nutzung derzeit nicht akut ist. Doch die Möglichkeit einer Wiederaufnahme der Gaslieferungen aus Russland im Zuge möglicher Friedensverhandlungen in der Ukraine wird im EU-Raum weiterhin diskutiert.

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