Von Rainer Rupp
Kürzlich hat Norwegen durch eine beachtliche Gesetzesreform die Rechte seiner Bürger bezüglich der Nutzung von Bargeld und des Rechts auf ein analoges Dasein gestärkt. Neuerdings ist in norwegischen Geschäften die Anzeige „Kein Bargeld akzeptiert“ oder ähnliche Hinweise, die nur Kartenzahlungen zulassen, nicht mehr erlaubt. Diese Entscheidung markiert eine signifikante Abkehr von der ausschließlichen Abhängigkeit von digitalen Zahlungsmethoden und stellt eine bemerkenswerte gesellschaftliche Wende dar.
Schattenseiten der bargeldlosen Gesellschaft
Die Annahme, dass der Zugang zu grundlegenden Rechten und öffentlicher Infrastruktur in Deutschland von digitalen Voraussetzungen abhängt, ist längst kein Nischenmeinung mehr. Der von finanzstarken Interessen durchgesetzte Zwang zur Digitalisierung benachteiligt und schließt viele Bevölkerungsgruppen aus — seien es Ältere, Technikferne oder finanziell Schwächere.
Die Digitalisierung ist für viele Dienstleister finanziell lukrativ, doch im Zuge dessen verschwinden persönliche Kundenservices, die den „analogen Bürgern“ einst zur Verfügung standen. Selbst als Hilferuf gedachte Anrufe enden oft in der endlosen Schleife eines automatisierten Systems. Diese Entwicklung wird oft von Ehrenamtlichen kompensiert, was jedoch eine unausgeglichene Belastung darstellt und an die übermäßige Inanspruchnahme freiwilliger Helfer während der Migrationskrise erinnert.
Der Wandel in Norwegen
Noch vor kurzem wäre es unvorstellbar gewesen, dass ein digital fortschrittliches Land wie Norwegen einen Schritt zurück zum Bargeld machen würde. Laut Umfragen der norwegischen Zentralbank zahlten nur drei Prozent der Bevölkerung zuletzt mit Bargeld. Doch die Neuerung im Finanzvertragsgesetz soll Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel wiederbeleben und allen Bürgern die Möglichkeit geben, bar zu zahlen, auch wenn digitale Optionen vorhanden sind.
Die neue Regelung unterstützt nicht nur technikferne oder ältere Menschen. Sie repräsentiert das wachsende Bewusstsein dafür, dass die digitale Revolution nicht allen gleichermaßen zugutekommt. Die infolge der Digitalisierung entstandene Abhängigkeit birgt Risiken, insbesondere bei Stromausfällen oder Cyberangriffen, und verdeutlicht den Wert von Bargeld als stabiles und unabhängiges Zahlungsmittel.
Die unsichtbare Barriere
Der Druck, auf digitale Zahlungsmethoden umzusteigen, hat eine Barriere geschaffen, die jene bevorzugt, die bereit sind, persönliche Daten preiszugeben. Doch was bedeutet das für unsere Freiheit, wenn Zugang zu grundlegenden Rechten und Dienstleistungen von unserer Bereitschaft zur Anpassung an digitale Überwachungstechnologien abhängt?
Die Reaktion Norwegens sendet eine deutliche Botschaft aus. Obwohl Digitalisierung viele Vorteile bietet, ist sie nicht die Lösung für jedes Problem. Das Beispiel Norwegens sollte weltweit als Mahnung dienen, den unaufhaltsamen Vormarsch der Digitalisierung zu hinterfragen. In Deutschland gibt es Organisationen wie Digitalcourage, die sich bereits gegen den unaufhörlichen Digitalisierungsdruck stark machen und diesen einzudämmen versuchen.
Mehr zum Thema – “Bargeld ins Grundgesetz”: AfD fordert für den Digital-Euro eine Volksabstimmung