“Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Berlin in strafbare Handlungen mit Messern involviert sind, hat in den letzten Jahren zugenommen”, berichtet die Welt-Zeitung am 19. September. Die Berliner Polizeigewerkschaft (DPolG Berlin) äußerte sich besorgt zu diesem Bericht und bezeichnete den Trend als beunruhigend. Ein neuer Maßnahmenplan, der vorgeschlagen wurde, beinhaltet unter anderem ein baldiges Waffenverbot an Schulen sowie Jugend- und Sporteinrichtungen, umgesetzt durch schnelle gesetzliche Neuregelungen auf Landesebene.
Der Artikel der Welt erwähnt, basierend auf einer themenspezifischen Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili Franco an den Berliner Senat und die Polizei, folgende Zahlen:
“Die Zahl der unter 14-jährigen Kinder, die mit Messern in Verbindung gebracht wurden, stieg von 52 im Jahr 2020 auf 142 im letzten Jahr. Bei Jugendlichen, die Messer zur Drohung oder zum Angriff verwendeten, waren die Zahlen noch höher: Im Jahr 2020 wurden 255 von der Polizei als mutmaßliche Täter identifiziert, 2022 waren es 392 Verdächtige und letztes Jahr 369.”
Als Antwort auf diese Entwicklung hat die DPolG einen 5-Punkte-Plan vorgestellt. Bodo Pfalzgraf, der Landesvorsitzende der DPolG, erklärt:
“Es ist klar, dass wir gezielte Interventions- und Präventionsprogramme brauchen. Messer haben in Schulen nichts zu suchen. Schulen müssen waffenfreie Zonen sein. Eine Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters auf 12 Jahre würde unser Spektrum an Unterstützungs- und Hilfsoptionen erweitern!”
Detaillierte biografische Daten zu den jungen Tätern fehlen, jedoch hebt der Welt-Artikel hervor:
“Auch die Gesamtzahl aller festgestellten Verdächtigen in Zusammenhang mit Messerdelikten ist in Berlin seit 2020 signifikant gestiegen: von 1.948 auf 2.575 im letzten Jahr. Der größte Teil davon waren Männer im Erwachsenenalter. Etwa 1.200 hatten die deutsche Staatsangehörigkeit, mehr als 1.300 eine ausländische, wobei die größten Gruppen aus Türken (158), Syrern (141), Bulgaren (77) und Afghanen (71) bestanden.”
Zur Staatsangehörigkeit und den damit verbundenen Aspekten wie Einbürgerung nach fünf Jahren – was durch ein neues Gesetz der Bundesregierung ermöglicht wird – werden keine tiefergehenden Details geliefert.
Der 5-Punkte-Plan beinhaltet:
- Ein Waffenverbot für Bildungs- und Freizeiteinrichtungen durch präzise definierte gesetzliche Maßnahmen auf Landesebene
- Senkung des Strafmündigkeitsalters auf 12 Jahre, um das Unterstützungsangebot zu erweitern
- Verschärfung der interventionsbezogenen Maßnahmen
- Personelle und finanzielle Stärkung existierender Präventionsprogramme, wie z.B. die Kampagne “Messer machen Mörder”
- Einführung weiterer präventiver Initiativen im schulischen Umfeld
Die Polizeigewerkschaft mahnt:
“Die jährlich steigenden Fallzahlen von Messerangriffen und die zunehmende Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sind auch ein Ergebnis des Ignorierens und Relativierens. Offensichtlich sehen insbesondere jene, die in kriminellen Milieus aufwachsen, das Tragen von Messern als Normalität.”
Die Gefahr einer zunehmend niedrigeren Hemmschwelle, Messer in Konfliktsituationen einzusetzen, sei laut Berichten bedenklich. Abschließend wird kritisiert:
“Diese toxische Entwicklung in der Gesellschaft war vorhersehbar und die Politik hätte früher eingreifen müssen.”
Zuvor forderte die DPolG Berlin:
“Ein Verharmlosen und Relativieren der Situation ist inakzeptabel. Wir brauchen eine aufrichtige Diskussion über die Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters auf 12 Jahre und eine Überarbeitung der rechtlichen Qualifikationen bei Körperverletzungsdelikten.”
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