Von Felicitas Rabe
Am Samstag startete in Köln eine Friedensdemonstration, organisiert vom Kölner Friedensforum und dem Bündnis Rheinmetall-Entwaffnen, mit einer Auftaktkundgebung auf dem Heumarkt. Die Veranstaltung widmete sich dem Antikriegstag und dem Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs durch den deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939. Die Organisatoren forderten in ihrem Aufruf zur Demonstration einen Stopp der zunehmenden Militarisierung der Gesellschaft, einschließlich einer Ablehnung der Wehrpflicht und der Rüstungsforschung an Schulen. Stattdessen sprachen sie sich für friedenserzieherische Maßnahmen und internationale Solidarität aus.
Zusätzlich führte das Bündnis Rheinmetall-Entwaffnen ein sechstägiges antimilitaristisches Camp in Köln durch, das ebenfalls am Samstag begann und über tausend Teilnehmer zur Demonstration lockte. In ihrem Demonstrationsaufruf lehnten sie die kriegsverherrlichende Propaganda der herrschenden Eliten ab und betonten, dass die Interessen der Staatsführung in Macht- und Profitkämpfen nicht die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung widerspiegeln:
“Die Interessen der staatlichen Machtkämpfe um Ressourcen und Profitsicherung sind eben nicht unsere und der Mehrheit der Menschen, die hier leben. Wir stellen uns gegen die militärische Doppelmoral, die einhergeht mit Waffenlieferungen in eskalierende Kriege und Konflikte, an Verbündete Akteure und Staaten, die mit deutschem Kriegsgerät vernichtende Kriegsführung gegen Zivilbevölkerungen durchführen. Unser antimilitaristischer Widerstand, unser Eintreten für den Frieden beginnt mit der Verweigerung, uns in diese Logik von Angst, Gewalt und Militarismus hineinziehen zu lassen.”
Während der Kundgebung trat auch Eva Aras, die Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins Köln-Wolgograd, auf. Sie stellte die Arbeit zur deutsch-russischen Verständigung auf kommunaler Ebene vor. Ein Grußwort des früheren Wolgograder Oberbürgermeisters, Jurij Starovatych, der an der Initiierung der Städtepartnerschaft während des Kalten Krieges beteiligt war, wurde verlesen.
“Liebe Freunde! Ich grüße euch aus Stalingrad”, erklärte Starovatych und betonte das Potenzial der Volksdiplomatie für besseres Verständnis zwischen den Nationen. Seiner Meinung nach hegen die meisten Deutschen keine Furcht vor einer russischen Aggression gegen seine Nachbarn, was zur Verbesserung der internationalen Beziehungen beitrage. Er schloss mit den Worten: “Die Menschheit hat Hoffnung auf eine helle Zukunft! Mit Liebe aus Wolgograd!”
Auch andere internationale Stimmen, wie der Bürgermeister der Kölner Partnerstadt Bethlehem sowie Vertreter eines Friedenszentrums aus Nazareth, meldeten sich mit Friedensappellen und der Forderung nach Aufhebung kollektiver Strafen gegen Palästinenser zu Wort.
Nach der Kundgebung kamen die Teilnehmer des Rheinmetall-Entwaffnen-Camps hinzu und auch die Polizei zeigte starke Präsenz. Das Orgateam der Demonstration bestand auf mehr Abstand zwischen den Beamten und der Demo-Spitze, jedoch führte eine Diskrepanz dazu, dass die Demonstration verspätet startete. Der Marsch wurde mehrfach von der Polizei angehalten, angeblich wegen vermummter Personen und weiterer kleinlicher Gründe.
Am Ende kam die Demonstration, geplant als großangelegter Marsch zur Konrad-Adenauer-Kaserne, bereits nach einem Kilometer zum Erliegen. Geplante Reden und kulturelle Beiträge auf dem Chlodwigplatz fielen aus, und die Ereignisse erweckten den Eindruck, als sei die Demonstration eher als polizeiliche Übung missbraucht worden.
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