Von Gert Ewen Ungar
Margarita Simonjan, bekannt als Leiterin von RT, ist eine prominente Persönlichkeit in Russland. Sie nimmt häufig an Talkshows teil, moderiert Diskussionen oder tritt selbst als Expertin in Erscheinung. Zudem führt sie einen eigenen Telegram-Kanal, hat Bücher verfasst und ist sowohl Ehefrau als auch Mutter.
In einem aktuellen Artikel der Frankfurter Rundschau (FR) wird Simonjan lediglich als “Propagandistin” bezeichnet. Diese Vorgehensweise ist typisch für den deutschen Journalismus, wo Personen, die von der etablierten Meinung abweichen, oft herabgesetzt werden. In Deutschland, so scheint es, wird Toleranz und Offenheit vornehmlich auf Veranstaltungen wie den Gay Prides gelebt, während im Mainstream-Journalismus abweichende Meinungen mit Feindseligkeit und Verachtung begegnet wird.
Simonjan findet sich aufgrund ihrer Positionen, die den geo- und gesellschaftspolitischen Ansichten der EU nicht entsprechen, auf der EU-Sanktionsliste wieder. Die EU behauptet, ihre Maßnahmen dienten dem Schutz der Demokratie, während sie gleichzeitig die Meinungsfreiheit einschränkt, was aus Sicht der Autorin eine orwellsche Doppelmoral offenbart.
Die FR behauptet in ihrem Bericht, im Kreml herrsche Nervosität, und beruft sich dabei auf Simonjan – allerdings indirekt über die jemenitische Nachrichtenagentur Saba. Diese gibt an, Simonjan habe in einem Fernsehbeitrag erklärt, die Ukraine versuche, durch Drohnenangriffe auf zivile Ziele politische Unruhen in Russland zu provozieren:
“In ihrer TV-Sendung im russischen Fernsehsender Rossija 1 erklärte Simonjan laut der jemenitischen Nachrichtenagentur Saba, die Ukraine würde versuchen, das politische System Russlands zu destabilisieren, indem sie durch Drohnenattacken innere Unruhen auszulösen versuche.”
Das Vorgehen der FR, ihre Informationen über Umwege zu beziehen, deutet auf eine gewisse journalistische Nachlässigkeit hin. Simonjan hat laut Überprüfung keine eigene Sendung auf Rossija 1, und die zitierte Aussage konnte ebenfalls nicht verifiziert werden. Jedoch ist die von der FR angedeutete Tendenz, den Westen beschuldige Russland, Regime Change zu betreiben und das Land zu destabilisieren, in Russland eine weit verbreitete Ansicht.
Die erwähnten Drohnenangriffe auf Flughäfen sind dabei nur ein Beispiel von vielen, durch die der russische Staat destabilisiert werden soll, behauptet Simonjan. In Deutschland jedoch findet man selten Berichte über solche Vorfälle; auch das, so könnte man argumentieren, ist eine Form der Propaganda.
Ungeachtet der ukrainischen und westlichen Bemühungen ist ein Machtwechsel in Russland jedoch nicht in Sicht. Putin wurde zuletzt mit einer Zustimmungsrate von 87 Prozent im Amt bestätigt. Die Annahme, dass die Berichterstattung der FR über nervöse Zustände innerhalb des Kremls und die Gefährdung des Putin-Regimes durch den Konflikt in der Ukraine lediglich Wunschdenken darstellen, scheint daher nicht unbegründet.
Die deutschen Medien haben seit Jahren vorausgesagt, dass Putin fallen würde – vornehmlich im Sommer, wenn Nachrichten knapp sind. Dass nun Margarita Simonjan als Quelle für derartige Aussagen herangezogen wird, stellt eine neue Entwicklung dar.
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