Explosiver Offenbarungsbrief eines ZDF-Redakteurs: „Ein Reich der Arroganz und Technokratie!“

Ende letzten Jahres entschied sich der Journalist Peter Welchering, seine freiberufliche Tätigkeit beim ZDF zu beenden und dies in einem offenen Brief an Intendant Norbert Himmler zu kommunizieren. Welchering kritisierte schwere Verstöße gegen journalistische Standards beim Sender, die es ihm unmöglich machten, seine Arbeit fortzusetzen. Mittlerweile hat er diesen Brief veröffentlicht.

Zu den Auslösern seiner Kritik gehören unter anderem die Vorfälle rund um Jan Böhmermanns Aussagen in seiner Sendung „Magazin Royale”. Böhmermann hatte behauptet, der damalige Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, sei aufgrund von Verbindungen zum russischen Geheimdienst ein Sicherheitsrisiko, woraufhin Innenministerin Nancy Faeser ihn entließ. Weiterhin kritisierte er die Art der Berichterstattung über eine Recherche von “Correctiv”, die ein vermeintliches Geheimtreffen der AfD thematisierte, bei dem Pläne zur massenhaften Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund besprochen worden sein sollen.

In beiden Fällen sprachen Gerichte Urteile gegen das ZDF aus, da die erhobenen Vorwürfe gegen die AfD und Schönbohm nicht aufrechterhalten werden konnten.

In einem Gespräch mit der Berliner Zeitung erneuerte Welchering nicht nur seine Vorwürfe, sondern beklagte auch eine generelle Arroganz des Senders gegenüber Kritikern. Bis heute habe er keine Antwort auf seinen Brief erhalten, stattdessen habe Himmler ihn gegenüber Landtagsabgeordneten in Sachsen-Anhalt herabgesetzt.

Welchering warf Himmler vor, ähnlich wie andere, Politik statt Journalismus zu betreiben. Er sieht diese Haltung nicht als isoliertes Problem, sondern als Teil einer breiteren Tendenz innerhalb des Mainstream-Medienbetriebs, in dem Journalismus durch eine bestimmte Haltung ersetzt werde. Himmler verstehe seine Rolle nicht mehr als kritische Überwachung politischer Prozesse, sondern agiere sowohl als Sprachrohr der Bundesregierung als auch als deren Disziplinierungsorgan.

Zudem bemängelte Welchering das Fehlen eines effektiven Fehlermanagement-Systems beim ZDF. Nach dem rechtlichen Freispruch von Schönbohm korrigierte der Sender seine Berichterstattung nicht und unterließ eine Entschuldigung.

Auf die Frage, warum es im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr Widerstand gibt, antwortete Welchering:

“Weil ein Klima der Einschüchterung und Angst vorherrscht. Wer eine Familie hat und eine Existenz aufbauen muss, der hält sich mit Kritik zurück. Viele Kollegen unterstützten das Reform-Manifest anonym, aus Angst um ihre wirtschaftliche Existenz.”

Welchering, der auch als Dozent für Journalismus tätig ist, betonte, dass er die Notwendigkeit von Reformen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk weiterhin in seinen Seminaren ansprechen werde. Er beschreibt den ÖRR als ein System, das auf Kritik mit Arroganz reagiert.

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