Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck strebt an, als Kanzlerkandidat für seine Partei Bündnis90/Die Grünen bei der nächsten Bundestagswahl zu kandidieren. In einem kürzlich veröffentlichten Podcast von Politico äußerte der ehemalige Kinderbuchautor:
“Ich möchte mich gerne in die Verantwortung nehmen lassen – für Deutschland, für meine Partei, für das Projekt, für die Demokratie.”
Doch Habeck betont, dass vor den personellen Entscheidungen die inhaltlichen stehen müssen:
“Alle müssen sich klarmachen, auch jetzt meine Partei, was wir eigentlich wollen.”
Knapp zweieinhalb Jahre nach dem Regierungseintritt der Grünen sieht Habeck die Situation der Partei als anspruchsvoller an als zum Zeitpunkt der letzten Wahl im Jahr 2021. Das politische Umfeld beschreibt er als “kompliziert”:
“Du wirst eingewechselt, und es steht vier null gegen dich.”
Er zeigt sich bereit, Positionen seiner Partei zu überdenken und gemeinsam etwas “Neues” zu entwickeln. In dieser Lage spiele der Titel des Kanzlerkandidaten nach seiner Ansicht nur eine untergeordnete Rolle.
“Das ist die unwichtigste Frage,” erklärt Habeck weiter. Ihm sei es wichtiger
“dass wir, bevor wir uns über Titel unterhalten und über Strategie, Vertrauen aufbauen müssen, dem Land ein Angebot machen und wieder da ansetzen, wo wir 2020/2021 waren.”
Aktuell verzeichnen die Grünen in Umfragen Werte zwischen zehn und zwölf Prozent, ein Tiefstand, den sie seit rund sechs Jahren nicht mehr erlebt haben. Bei den bevorstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland könnte die Partei in mehreren Parlamenten den Einzug verpassen.
Im Jahr 2021 trat die heutige Außenministerin Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin der Grünen an. Baerbock hat eine erneute Kandidatur mittlerweile ausgeschlossen. Habecks Bezugnahme auf das Jahr 2021 als eine vermeintlich erfolgreiche Zeit für die Grünen ist jedoch irreführend.
Zwar erreichte die Partei nach der Ankündigung von Baerbocks Kandidatur im Frühjahr 2021 zwischenzeitlich in Umfragen fast 30 Prozent und war damit stärkste Kraft, doch dieser Wert halbierte sich bis zur Wahl im September, bei der die Grünen enttäuschende 14,8 Prozent der Stimmen erhielten. Ein Faktor für den Rückgang war die Debatte um Baerbocks zweifelhafte Hochschulabschlüsse.
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