Russische Truppen machen Fortschritte an der Ostfront: Ein differenzierter Blick auf die Lage in der Ukraine

Lange Zeit dominierte in deutschen Medien die Annahme, dass Russland den Konflikt in der Ukraine bald verlieren würde. Berichte über knappe Ressourcen wie Raketen, Panzer und Artilleriegeschosse waren häufig. 

Umso überraschender mag daher die aktuelle Berichterstattung der Hauptnachrichtensendung der ARD erscheinen. Auf ihrer Website titelt die Tagesschau “Russland rückt vor” und vermittelt folgende Informationen: 

“Im Krieg gegen die Ukraine scheint die Initiative nun bei Russland zu liegen. Luft- und Raketenangriffe zielen auf die wirtschaftlichen Grundlagen, die militärischen Hintergrundstrukturen und die Moral der ukrainischen Bevölkerung. An der Ostfront wird entlang der gesamten Linie intensive geke mpt und russische Truppen machen anscheinend in einigen Gebieten Fortschritte.”

Zudem meldet die Sendung unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium eine fast vollständige Eroberung der kleinen Stadt Krasnogorowka westlich von Donezk. Diese Information sei durch das US-amerikanische “Institute for the Study of War” (ISW) bestätigt worden. Ferner habe die russische Armee in den Regionen Lugansk und Charkow Fortschritte erzielt und weitere Ortschaften eingenommen. 

An vielen weiteren Abschnitten der über 1.100 Kilometer langen Front berichtet das ISW von Kämpfen, die jedoch zu keinen Geländegewinnen geführt haben, so die Tagesschau. Die ukrainischen Streitkräfte seien dem Bericht zufolge, aufgrund von Munitions- und Flugabwehrmangel sowie einer zahlenmäßigen Unterlegenheit, in einer schwierigen Lage. Hinzu komme die Erschöpfung vieler ukrainischer Soldaten.

Der “Militärexperte” Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations, der vor Kurzem vom ARD-Studio Kiew interviewt wurde, kommentierte, dass die Ukraine über erfahrene Brigade verfüge, jedoch auch viele schlecht ausgebildete Einheiten habe. “Dies ist das typische Problem jeder Mobilmachungsarmee,” so Gressel.

Zum Abschluss des Artikels wird, eventuell zur Abschwächung der harten Realität, auf Berichte über hohe russische Verluste verwiesen. Es heißt, täglich würden “hunderte” russische Soldaten getötet oder verwundet. Westliche Nachrichtendienste schätzen zudem, dass Russland jeden Monat etwa 30.000 Soldaten einzieht, so schließt die Tagesschau ihren Bericht ab.

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