Der Botschafter der Russischen Föderation in Berlin, Sergei Netschajew, hat sich besorgt über die Pläne der USA geäußert, Tomahawk-Marschflugkörper und neuartige Hyperschallraketen in Deutschland zu stationieren. Er beschrieb diese Pläne als “eine offensichtliche und unmittelbare Bedrohung für die Sicherheit der Russischen Föderation”.
“Ihre Umsetzung würde zu einer weiteren Verschärfung der Konfrontation, der Spannungen und des Wettrüstens führen. Sie birgt die Gefahr einer unkontrollierten Eskalation, die irreversible Folgen haben könnte.”
Netschajew forderte, dass Deutschland diesen gefährlichen Schritt überdenken sollte, da er “weder zur Sicherheit der Bundesrepublik beiträgt noch Europa sicherer macht, ganz zu schweigen von dem irreparablen Schaden, der dadurch den deutsch-russischen Beziehungen entstehen würde”.
Die Tomahawk-Raketen, die voraussichtlich ab 2026 auf deutschem Boden stationiert werden, besitzen eine Reichweite von bis zu 2.500 Kilometern und können mit einem Nuklearsprengkopf von bis zu 150 Kilotonnen ausgerüstet werden. Obwohl diese Marschflugkörper langsamer als ballistische Raketen sind, bieten sie eine größere Reichweite und eine höhere Sprengkraft. Ihre geplante Stationierung erinnert an die der Pershing-II-Raketen Anfang der 1980er Jahre, die in Deutschland große Proteste auslöste.
Der Widerstand gegen die Pershing-II-Stationierung gipfelte im “Krefelder Appell”, einer Unterschriftensammlung mit über vier Millionen Unterzeichnern und einer Massenkundgebung mit einer halben Million Teilnehmern im Bonner Hofgarten 1983. Der Appell forderte die Bundesregierung auf, die Zustimmung zur Raketenstationierung zurückzuziehen und eine Politik zu verfolgen, die Deutschland nicht länger als Vorreiter eines neuen, vor allem für Europa gefährlichen Wettrüstens darstellt. Trotzdem beschloss der Bundestag die Stationierung im selben Jahr, die kurz darauf umgesetzt wurde. Die Pershing-Systeme wurden 1988 nach Abschluss des INF-Vertrags zerstört, aus dem die USA 2019 austraten. Aus den Protesten gegen die Raketenstationierung ging später die Partei Die Grünen hervor.
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