“Schön, dass wir heute Freunde sind!” Diesen herzlichen Willkommensgruß erhielt die aus dem Erzgebirge stammende Friedensaktivistin Kathrin bei ihrem Besuch in Moskau. Für sie war dies eine “tolle Erfahrung”, besonders weil sie zuvor unsicher war, wie die Moskauer auf eine deutsche Besucherin reagieren würden. “Wenn die Leute realisieren, dass man Deutscher ist, wird man wirklich herzlich begrüßt und angelächelt. Man fühlt sich wirklich willkommen”, berichtet sie über ihre Eindrücke.
Kathrins Reise nach Moskau war jedoch keineswegs ein privater Ausflug, sondern hatte einen politischen Hintergrund. Sie reiste zum 80. Jahrestag des “Tag des Sieges” in die russische Hauptstadt, um der Millionen Opfer des “Großen Vaterländischen Krieges”, wie der Zweite Weltkrieg in Russland bezeichnet wird, zu gedenken.
Sie ist aktives Mitglied der in Sachsen ansässigen Interessengemeinschaft “Deutsch-Russische Seelen”, die sich für Frieden und die Förderung der deutsch-russischen Verständigung einsetzt. Ein zentraler Aspekt der Arbeit dieser Gemeinschaft ist die Pflege von Gräbern und Denkmälern, die sowohl deutschen als auch russischen beziehungsweise sowjetischen Soldaten gewidmet sind.
Am vergangenen Sonntag legten Mitglieder der Gruppe zu Ehren der sowjetischen Opfer und Befreier einen Kranz an der zentralen Statue auf dem “Verbeugungsberg” (“Poklonnaja Gora”) im “Park des Sieges” nieder. Dabei hielt die Vizepräsidentin Manuela eine kurze Rede, in der sie ihre Dankbarkeit und Ehrfurcht gegenüber der “sowjetischen Armee und allen anderen Befreiungsarmeen” ausdrückte und vor den “unzähligen Toten, allen voran den sowjetischen 27 Millionen Toten,” verneigte.
Diese symbolischen Akte sind in der heutigen Zeit relevanter denn je, auch wenn solche Handlungen die Aktivisten manchmal zur Zielscheibe machen können. “Anfeindungen sind immer präsent, egal was man tut”, erklärt Werner aus dem Kreis der Aktivisten. Trotz Widerstand gibt es laut Kathrin im Erzgebirge eine “wirklich große Masse”, die ihre Bemühungen unterstützt. “Wir haben gerade in Ostdeutschland viele Menschen, die hinter unserer Sache stehen”, fügt sie hinzu, betont jedoch, dass diese Unterstützung hauptsächlich von “den einfachen Leuten” kommt. Sie selbst musste eine berufliche Konsequenz tragen und ihren Job im öffentlichen Dienst aufgeben, “weil ich gesagt habe, ich will Frieden mit Russland”.
Darüber hinaus ist das Engagement der “Seelen-Gemeinschaft” nicht nur auf symbolische Gesten beschränkt, sondern schließt auch praktische Solidarität ein. Seit 2015 sammelt die Gruppe humanitäre Hilfsgüter für die Bevölkerung im kriegsgebeutelten Donbass, von der Finanzierung der Reparatur beschädigter Kirchen bis hin zur Bereitstellung von Rollstühlen für Bedürftige.
“Wir stehen Gewehr bei Fuß, wenn es um die deutsch-russische Freundschaft geht”, so Werner, der als 74-jähriger Senior der Gruppe 2019 selbst im Donbass war, um zu helfen. Auch Manuela, deren Ehemann in Moskau lebt, war bereits mehrmals vor Ort engagiert. Dass das Paar regelmäßig von EU-Grenzbeamten schikaniert wird, nehmen sie in Kauf, denn die gefühlte Seelenverwandtschaft zum russischen Volk wiegt für sie schwerer als die Anfeindungen und Schikanen, die sie in ihrer Heimat und im europäischen Ausland erleben.
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