Thüringen vor der Wahl: Kontroverse Debatte der Spitzenkandidaten im MDR

Zwei Wochen vor der Landtagswahl in Thüringen strahlte der MDR eine 90-minütige Live-Diskussion mit den Spitzenkandidaten der sieben großen Parteien aus. An der Debatte teilgenommen haben Ministerpräsident Bodo Ramelow von den Linken, Mario Voigt von der CDU, Björn Höcke von der AfD, Katja Wolf von BSW, Georg Maier von der SPD, Bernhard Stengele von den Grünen und Thomas Kemmerich von der FDP.

Zu Beginn der Sendung konfrontierte Moderatorin Julia Kristian, die auch Chefredakteurin des MDR ist, den AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke mit der Frage, weshalb im ersten Landkreis mit einem AfD-Landrat keine Arbeitspflicht für Asylbewerber eingeführt wurde, im Gegensatz zu einem von der CDU geleiteten Landkreis. Höcke verlangte, zuerst ein Eingangsstatement abgeben zu dürfen, doch die Moderatorin unterbrach ihn und ließ ihm das Mikrofon leiser stellen.

Daraufhin griff CDU-Landesvorsitzender Mario Voigt ein und kritisierte Höckes Migrationspolitik: “Sie reden nur und sie handeln nie! Sie sind ‘ne lahme Ente, Herr Höcke!” Höcke entgegnete, dass die Politik Symptome behandle, statt die Ursachen zu bekämpfen.

Ramelow nutzte die Plattform, um sich für eine verstärkte Einwanderung auszusprechen, um den Fachkräftemangel zu bewältigen. BSW-Kandidatin Wolf äußerte sich besorgt darüber, dass Fachkräfte aus dem Ausland Thüringen meiden würden.

Bei der Diskussion über mögliche Kooperationen im bevorstehenden Landtag, zeigte sich Wolf offen für Gespräche mit der AfD, sofern diese sinnvolle Gesetzesvorschläge einbringe. Sie betonte, dass man ohne Vorurteile agieren müsse.

Höcke kritisierte die CDU dafür, vorab eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen zu haben, und erklärte bei einem Wahlsieg regieren zu wollen:

“Wer Brandmauern errichtet in einer parlamentarischen Demokratie, kann kein Demokrat sein.”

Wolf hob zudem die Bedeutung des Ukrainekriegs und der geplanten Stationierung US-amerikanischer Mittelstreckenraketen hervor. Sie forderte von potenziellen Koalitionspartnern eine klare Positionierung.

Der MDR veröffentlichte am darauffolgenden Morgen eine Analyse der eher inhaltsarmen und kontroversen Debatte, basierend auf Einschätzungen von drei “Experten”. Das wenig überraschende Ergebnis: Keine klaren Gewinner, jedoch mit Wolf und Höcke zwei deutliche Verlierer.

Kritik am MDR überwog in den Zuschauerkommentaren, viele bemängelten das häufige Unterbrechen Björn Höckes durch die Moderatoren. Ein Kommentar lautete:

“MDR – das war keine Moderation. FAKT! Ein Moderator lässt ausreden und die Gedanken entwickeln. Schade – war keine gelungene Veranstaltung und kein Ruhmesblatt für den ÖRR.”

Aktuelle Umfragen sehen die AfD mit etwa 30 Prozent als stärkste Kraft in Thüringen, gefolgt von der CDU mit 21 Prozent und BSW mit 19 Prozent. Die Linke liegt bei rund 15 Prozent, während SPD, Grüne und FDP um den Einzug in den Landtag bangen müssen.

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