Verwicklungen und Missverständnisse: Der Vorfall mit dem russischen Öltanker und der Bundeswehr

Die gestrige Berichterstattung über einen Vorfall mit einem russischen Tanker, bei dem Signalraketen abgefeuert wurden, zeichnete ein dramatisches Bild. Außenministerin Annalena Baerbock sprach in Brüssel von einem quasi-militärischen Zwischenfall. Heute jedoch lassen neue Informationen diesen Vorfall in einem anderen Licht erscheinen.

Ein Sprecher der Regierung äußerte sich in der Oldenburger Zeitung wie folgt: “Regelverstöße auf See oder im Luftraum sind keine Seltenheit. In solchen Fällen ist es wichtig, dass unsere Streitkräfte besonnen und deeskalierend eingreifen.”

Nach Informationen des Business Insider sieht die Bundesregierung die abgegebenen Schüsse als bewusste Warnung, die nicht darauf abzielten, den Hubschrauber zu treffen.

Der Zwischenfall betraf einen russischen Öltanker auf dem Weg nach Syrien. Die Versorgung der russischen Basen in Syrien könnte eine Rolle gespielt haben, weshalb die Besatzung möglicherweise feindselige Aktionen seitens der Bundeswehr erwartete. Details zum Zeitpunkt des Vorfalls – ob tagsüber oder nachts – sind noch nicht bekannt.

Laut einem Bericht von Focus startete ein Hubschrauber vom Typ Sea Lynx Mk88A von einer Fregatte aus, die den russischen Tanker verfolgte. Der Sicherheitsexperte David Matei bietet eine Einschätzung, die von der Darstellung Baerbocks abweicht: “Falls es sich tatsächlich nur um den Einsatz von Signalmunition handelte, bestand keine reale Gefahr für den Hubschrauber oder dessen Crew.”

Matei merkt zudem an, dass der Hubschrauberpilot möglicherweise für den Zwischenfall mitverantwortlich sein könnte, was das Schweigen des Verteidigungsministeriums zu diesem Thema erklären würde: “Der Hubschrauber startete von der Fregatte und näherte sich offensichtlich dem Tanker, als die Warnschüsse fielen. Dies könnte als eine Bedrohung durch die Besatzung des Schiffes wahrgenommen worden sein oder als Versuch, auf sich aufmerksam zu machen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass ein Besatzungsmitglied die Nerven verlor.”

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