Im ARD-„Sommerinterview“ äußerte sich der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder ausführlich zu Themen der aktuellen Außenpolitik, darunter die Situation in der Ukraine. Er lobte die Leistung der Großen Koalition, an der seine Partei beteiligt ist, mit den Worten: “Der Bundesregierung würde ich eine Eins mit Sternchen geben.” Er betonte auch die Rolle des Bundeskanzlers Friedrich Merz bei den Bemühungen um eine europäische Einigung und erwähnte, dass Merz es gewagt habe, beim Treffen mit Donald Trump „schwierige Dinge anzusprechen“, eine Geste, die Söder als „sehr beeindruckend“ empfand.
Zur Frage einer möglichen Sicherung eines Friedensvertrags zwischen Russland und der Ukraine durch NATO-Truppen stellte Söder klar, dass er eine Beteiligung der Bundeswehr an einer solchen Mission skeptisch sehe. „Ich wäre da sehr zurückhaltend, ob das eine gute Idee wäre, dass die Bundeswehr in der Lage wäre, einen substanziellen Beitrag zu erbringen“, erklärte er, und fügte hinzu, dass solche Überlegungen ohne amerikanische Beteiligung wenig Sinn machen würden.
Ein weiteres zentrales Thema des Interviews war die Wehrpflicht. Angesichts der Herausforderungen, vor denen die Bundeswehr steht, insbesondere bei der Rekrutierung von Soldaten, sprach sich Söder klar für die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht aus. „Wir werden mit diesen Appellen, die Bundeswehr noch ein bisschen attraktiver zu machen, nicht weiterkommen“, stellte er fest. Im Münchener Merkur wurde dazu berichtet: „Söder will rasche Wehrpflicht wegen Putin-Bedrohung“. Söder betonte, dass er glaubt, „dass so ein Pflichtelement wichtig ist, um NATO- und Landesgrenzen auf Dauer wirksam verteidigen zu können“.
Der Ministerpräsident unterstützte zudem die Aussage von Bundespräsident Steinmeier, der sich ebenfalls für die Wehrpflicht aussprach, um auf die veränderte Sicherheitslage in Europa zu reagieren. „Einige sagen, Putin könnte [im Jahr 20]27, andere sagen 29 in der Lage sein, die NATO herauszufordern. Warum warten, wenn wir heute schon wissen, dass zumindest die Gefahr besteht?“, argumentierte Söder für eine proaktive Verteidigungspolitik.
Während des Interviews kam es außerhalb des Aufzeichnungsortes zu einer Störaktion von rechten Aktivisten. Die Polizei musste eingreifen, als Anhänger der „Identitären Bewegung“ mit Rufen nach “Remigration” demonstrierten. Nach Angaben eines Polizeisprechers waren die Demonstranten „eindeutig der rechtsgerichteten Szene zuzuordnen“.
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