Die rund einstündige TV-Debatte zwischen den beiden Parteivorsitzenden, moderiert von Jan Philipp Burgard, dem Chefredakteur des Fernsehsenders Welt, startete kurz nach 18 Uhr. Die Politikerinnen hatten sich schnell bereiterklärt, an diesem “Duell” teilzunehmen, erklärte der Journalist. Zu Beginn der Diskussion bemühten sich Weidel und Wagenknecht um einen sachlichen und freundlichen Ton. Weidel, die am Nachmittag eine konfrontative Vorgehensweise ausgeschlossen hatte, äußerte sich zuversichtlich über die bevorstehende “anregende Diskussion”. Wagenknecht hingegen betonte ihr Interesse an einer “sachlichen Auseinandersetzung”, um die Unterschiede deutlich zu machen, was den Wählern zugutekommen sollte.
Zentrale Themen waren die Kritik an der gegenwärtigen Berliner Ampelkoalition und finanz- sowie sozialpolitische Fragestellungen, die schnell zu globalen politischen Fragen überleiteten. Der Austausch hierüber führte bald zu lebhaften Debatten, insbesondere beim Thema Nahostkonflikt. Danach verlagerte sich das Gespräch schnell zum Krieg in der Ukraine und den US-Wahlen, wobei das Thema Migration in den Mittelpunkt rückte und die Diskussion zunehmend hitziger wurde.
Herausforderung für Weidel
Weidel, die den wirtschaftsliberalen Flügel der AfD repräsentiert, versuchte, mit Positionen zur Energiepolitik und Finanzen zu punkten, plädierte für eine Beibehaltung der “Schuldenbremse” und kritisierte die hohen Sozialausgaben. Wagenknecht hingegen sprach sich gegen Kürzungen beim Bürgerschaftsgeld aus und wurde vom Moderator kritisch auf eine Nähe zum “Kommunismus” angesprochen, was sie entschieden zurückwies.
Bei der Diskussion über den Nahostkonflikt und die Hamas kritisierte Weidel die Grünen scharf, während Wagenknecht die AfD-Lehre der unterstützung Israels durch die Partei ansprach. Weidel betonte die schwierige Umsetzung einer Zwei-Staaten-Lösung und die unmögliche Aussicht auf Frieden unter den aktuellen Bedingungen. Die Debatte um Waffenlieferungen an Israel enthüllte weitere Differenzen zwischen den Politikerinnen.
Wagenknecht argumentierte gegen die geopolitische Rolle der NATO und die Osterweiterung, während Weidel nur allgemein für Verhandlungen plädieren konnte, ohne detailliert auf die Kriegsursachen einzugehen.
Wagenknecht im Angriffsmodus
Während Weidel die Präsidentschaftskandidatur Donald Trumps unterstützte, positionierte sich Wagenknecht kritisch gegenüber der US-Politik. Weidel versuchte, ihre Haltung mit einem Lächeln zu kaschieren, doch Wagenknecht nutzte die Gelegenheit, die inkonsistente AfD-Linie zur Migration und Aussagen von Björn Höcke herauszustellen.
Da Wagenknecht fortwährend auf Widersprüche in der AfD hinwies, versuchte Weidel, Gegenangriffe zu starten, indem sie Wagenknechts frühere politische Aussagen thematisierte. Dies verschaffte Wagenknecht jedoch die Möglichkeit zu kontern, dass Weidel sich nicht gründlich mit ihrer politischen Vergangenheit auseinandergesetzt habe.
Zusammenarbeit und politische Differenzen
Im Verlauf des Abends zeigte sich, dass eine schnelle Einigung in wirtschaftspolitischen Fragen unwahrscheinlich ist. Wagenknecht verteidigte staatliche Regulationen zugunsten mittelständischer Unternehmen, während Weidel auf ihre langjährige Mitgliedschaft in der Hayek-Gesellschaft hinwies und sich dagegen wehrte, dies als Kritik stehen zu lassen. Insgesamt präsentierte sich Wagenknecht eloquenter und besser vorbereitet, während Weidel oft nach passenden Antworten suchte und in die Defensive gedrängt wurde.
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