Wachsende Jugendobdachlosigkeit in Deutschland: Ein alarmierender Trend

Von Susan Bonath

Die Bundesregierung und Teile der Opposition scheinen anhaltend Probleme wie Misswirtschaft, gestiegene Preise und den Rückgang sozialer Leistungen zu ignorieren. Ein besonders dringliches Problem ist die zunehmende Wohnungsnot, von der verstärkt junge Menschen betroffen sind. Diese finden oft keine bezahlbaren Wohnungen mehr und sind gezwungen, auf der Straße zu leben, was wiederum Armut und Kriminalität begünstigt.

Zehntausende junge Obdachlose

Ein Bericht der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) zeigt einen alarmierenden Anstieg bei der Obdachlosigkeit junger Menschen in Deutschland. 2022 war jeder sechste wohnungslose Hilfesuchende unter 25 Jahre alt, bei den weiblichen Hilfesuchenden sogar jede Vierte. Im Juli des gleichen Jahres waren fast 440.000 Menschen ohne eigene Unterkunft, wobei Flüchtlinge in Unterkünften hierbei nicht berücksichtigt wurden. Von diesen sind über 75.000 unter 25 Jahre alt, etwa ein Drittel davon besitzt nicht die deutsche Staatsbürgerschaft.

Zunehmend Familien betroffen

Junge Menschen ohne ausgeprägtes soziales Netzwerk oder Erfahrung im Umgang mit Behörden rutschen oft schnell weiter ab, beispielsweise in Suchtabhängigkeiten oder Kriminalität. Im Jahr 2022 gaben etwa 10.500 Jugendliche und junge Erwachsene an, die Nacht zuvor auf der Straße verbracht zu haben. Unter den Hilfesuchenden waren auch zunehmend Familien, die auf Hilfe angewiesen sind.

Gefährliche Abhängigkeiten

Sarah Lotties von der BAGW warnt vor den Gefahren der Obdachlosigkeit, insbesondere für junge Betroffene. Viele sind auf die Gastfreundschaft von Bekannten angewiesen, was häufig in ausbeutenden und gefährlichen Abhängigkeiten mündet. Martin Kositza, ebenfalls von der BAGW, betont, dass ohne stabile Wohnverhältnisse die Chancen auf Bildung und beruflichen Erfolg stark sinken, was langfristig zu Armut und sozialer Ausgrenzung führt.

Kritik an der Regierungspolitik

Die IG BAU und der Deutsche Mieterbund (DMB) forderten kürzlich entschiedenes Handeln gegen den Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Trotz jahrelanger Rufe nach Veränderung habe sich wenig getan. Sie schlagen vor, den Wohnungsbau mit jährlich 20 Milliarden Euro zu fördern, um einer Krise im Baugewerbe entgegenzuwirken.

Systemische Hürden

Die BAGW kritisiert außerdem die mangelnde Zusammenarbeit zwischen Jugend- und Sozialhilfe und fordert zugänglichere Beratungsangebote für junge Menschen. Susanne Hahmann von der BAGW weist darauf hin, dass Jugendliche oft nur schwer Zugang zu notwendigen Informationen und Unterstützungen finden.

Fehlende Anerkennung von Wohnkosten

Trotz steigender Mieten werden viele Hilfesuchende von Jobcentern bei der Übernahme ihrer Wohnkosten im Stich gelassen. Dies verschärft das Problem der Obdachlosigkeit weiterhin. Die festgelegten Mietobergrenzen sind oft zu niedrig, um angemessenen Wohnraum bereitzustellen.

Gefahr für den sozialen Frieden

Der kontinuierliche Anstieg von Armut und Obdachlosigkeit, insbesondere unter Jugendlichen, stellt eine ernste Bedrohung für den sozialen Frieden in Deutschland dar. Es wird deutlich, dass die aktuellen politischen Maßnahmen bei weitem nicht ausreichen, um diese dynamische und kritische Situation zu verbessern. Die Politik scheint nicht gewillt, den sozialen Sprengstoff, der sich zunehmend in unserer Gesellschaft ansammelt, zu entschärfen.

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