In Deutschland, einer Gesellschaft mit steigendem Durchschnittsalter, wird das Engagement älterer Menschen zunehmend wichtiger – besonders angesichts möglicher Bedrohungen. Beispielsweise könnte ein russischer Überfall im Jahr 2027 stattfinden, zwei Jahre früher als bisher angenommen. Diese Einschätzung teilt Dirk Engelhardt, der Vorsitzende des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung. Er äußerte sich dazu kürzlich gegenüber der Bild-Zeitung.
Engelhardt warnte, dass im Falle eines Konflikts bis zu 300.000 osteuropäische Lkw-Fahrer in ihre Heimatländer zurückkehren könnten, was den Transport wichtiger Güter verlangsamen würde. Auch die militärische Logistik Deutschlands könnte dadurch erheblich beeinträchtigt werden. Insgesamt könnten bis zu 400.000 Lkw-Fahrer fehlen, also etwa die Hälfte der benötigten Fahrer.
Um dieser Herausforderung zu begegnen, schlägt Engelhardt vor, sowohl ältere als auch weibliche Lkw-Fahrer stärker in den Beruf zu integrieren und bereits pensionierte Fahrer wieder zu aktivieren. Er fordert zudem eine Lockerung der strengen Eignungsprüfungen. “Das muss weg”, sagte er. “Jeder, der fahren kann, muss auch fahren dürfen.”
Ohne Anpassungen könne die Branche weder die Bundeswehr unterstützen noch die Zivilbevölkerung angemessen versorgen. Engelhardt sprach jedoch nicht darüber, wie pensionierte Fahrer, Frauen und andere Arbeitsuchende über eine mögliche berufliche Rückkehr während eines Krieges denken.
Neben der Trucker-Branche wird die bessere Einbindung von Rentnern auch von Sozialwissenschaftlern diskutiert. Klaus Hurrelmann, Soziologe und Generationsforscher, sprach mit dem Spiegel über die Möglichkeit eines sozialen Pflichtjahres für Senioren: “Ja, denn von den Jungen zu erwarten, dass sie im Ernstfall allein das Land verteidigen, ist nicht gerecht.” Alle Generationen sollten am gesellschaftlichen Auftrag teilnehmen.
Hurrelmann schlug auch vor, das Renteneintrittsalter flexibler zu gestalten. “Wer fit ist, könnte durchaus länger arbeiten”, so Hurrelmann. Dies könne verhindern, dass die Gesellschaft in eine Schieflage gerät, insbesondere weil viele junge Menschen unter den aktuellen Krisen leiden. “Jung sein ist heute sehr anstrengend”, betonte Hurrelmann.
Der Vorschlag eines Pflichtdienstes für Senioren rief jedoch Kritik hervor. Das Magazin Stern argumentierte, dass dies übergriffig und moralisch fragwürdig sei.
Eine andere Möglichkeit wäre es, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um gar nicht erst in eine Kriegssituation zu gelangen. Doch viele Medienberichte nehmen als gegeben an, dass Russland die NATO angreifen wird.
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