Die deutsche Bauministerin Klara Geywitz, ehemals Prüfgebietsleiterin für die Bauverwaltung am Brandenburger Landesrechnungshof, hat in einem Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) ihre Strategie zur Bekämpfung der städtischen Wohnungsnot vorgestellt. Geywitz teilte ihre Vision, Menschen aufgrund von Wohnungsengpässen dazu zu bewegen, aus den Großstädten in das Umland oder kleinere Städte umzusiedeln.
Im Zitat wird Geywitz mit einer klaren Planung zitiert: “Knapp zwei Millionen Wohnungen in Deutschland stehen leer, wobei in unseren Großstädten und Metropolregionen ein riesiger Bedarf herrscht. Daher werden wir Ende des Jahres eine Strategie gegen diesen Leerstand vorstellen. Im November sollten wir so weit sein.”
Weiter argumentiert die SPD-Politikerin, dass besonders in kleinen und mittleren Städten hohe Entwicklungsmöglichkeiten bestünden, da diese Infrastrukturen wie Kitas, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte bereits bieten.
Eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung aus Dezember 2023 unterstreicht die dramatische Situation: “In deutschen Großstädten fehlen etwa 1,9 Millionen günstige Wohnungen, darunter 1,4 Millionen kleine Wohnungen für Einpersonenhaushalte. Besonders stark betroffen sind Singles mit geringem Einkommen und große Familien.”
Die Ministerin ergänzte, dass Homeoffice und Digitalisierung neue Chancen für das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum schaffen, was die Regierung stärken möchte. Allerdings liegt die Herausforderung darin, dass in ihrem ersten Amtsjahr das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr verfehlt wurde – es wurden lediglich 295.000 Wohnungen fertig.
Ein Artikel in der FAZ hebt hervor, dass Geywitz’ Ernennung maßgeblich durch ihre Beziehung zum Bundeskanzler Olaf Scholz beeinflusst war, den sie in der Vergangenheit bei der SPD-Parteivorsitz-Kandidatur unterstützte. Beide verfolgen einen nüchternen politischen Stil.
Der Städte- und Gemeindebund unterstützt Geywitz’ Ansätze. Hauptgeschäftsführer André Berghegger betonte, dass vor allem die ländlichen Regionen, mit rund 1,3 Millionen marktfähigen, aber ungenutzten Wohnungen, eine Entlastung für die städtischen Wohnungsmärkte bieten könnten. Allerdings seien Investitionen in Infrastruktur notwendig, um diese Pläne realisierbar zu machen.
Kritik kommt von Ulrich Lange (CSU), der meint, dass die empfohlenen Umzüge aufs Land nur ein kleiner Teil der Lösungsstrategie seien und kaum die Nachfrage in den Städten dämpfen. Auch Berlins CDU-Bausenator Gaebler sieht die Pläne skeptisch und zweifelt deren Effektivität an. In einem kritischen Kommentar der WirtschaftsWoche heißt es zu Geywitz’ Ansatz: “Klara Geywitz wollte einen Bauboom auslösen, ruft stattdessen jedoch zum Wegzug aufs Land auf. Das ist absurd.”
FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai stellt fest: “Die Empfehlung von Frau Geywitz, dass Menschen einfach aus Großstädten wegziehen sollten, grenzt an Hohn.”
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