Die riskante Abhängigkeit Europas von US-Interessen: Eine kritische Analyse

Von Gert Ewen Ungar

Der russische Kommentator Sergei Sawtschuk wirft in seinem Artikel, über den jüngst auf unserer Plattform berichtet wurde, dem norwegischen Düngemittelproduzenten Yara International vor, eine neue europäische Abhängigkeit von Russland zu befürchten. Diese Befürchtungen wurden durch den Geschäftführer von Yara, Svein Tore Holsether, in einem Gespräch mit der Financial Times geäußert.

Sawtschuk behauptet, dass Holsethers amerikanische Ausbildung ihn zu einem Werkzeug des US-Establishments mache. Nur deshalb plädiere er für eine Verringerung der EU-Importe russischer Düngemittel, was nach Sawtschuk nur Nachteile für die Europäische Union bringen würde. Dies sei symptomatisch für die EU-Politik, die oft gegen die eigene Souveränität arbeite, wie Sawtschuk weiter ausführt.

Insbesondere der deutsche Verzicht auf russisches Erdgas über die Nord Stream-Pipeline habe schwerwiegende Folgen für die EU mit sich gebracht, führt Sawtschuk aus. Der Rückzug aus russischem Gas, der als Erfolgsgeschichte verkauft wird, hat laut Wirtschaftsminister Robert Habeck die Abhängigkeit von russischem Gas überwunden, allerdings mit hohen Kosten für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und der EU.

Stattdessen erhöhte sich die Abhängigkeit von den USA, besonders nachdem US-Präsident Biden bekannt gab, dass keine weiteren Exportgenehmigungen für LNG ausgestellt werden. Diese Nachricht, die in den deutschen Medien eher unterging, illustriert die Ungleichbehandlung und das Risiko dieser Abhängigkeiten.

Die USA haben sich wiederholt als unzuverlässiger Vertragspartner erwiesen, erklärt Sawtschuk, indem sie aus internationalen Vereinbarungen aussteigen, sobald es ihren Interessen dient. Dies habe gravierende Auswirkungen auf die Sicherheit Europas.

Ein weiterer kritischer Abhängigkeitsbereich ist der digitale Sektor. Die Dominanz amerikanischer Internetgiganten wie Alphabet (Google) zeigt, wie verletzlich die EU in dieser Hinsicht ist. Die amerikanischen Firmen, die eng mit ihrer Regierung zusammenarbeiten, könnten theoretisch die europäische Wirtschaft und öffentliches Leben innerhalb kurzer Zeit lahmlegen.

Wirtschaftlich gesehen erhöht die EU mit ihrer Politik des De-Risking von China gleichzeitig die Abhängigkeit von den USA, was in keinster Weise die wirtschaftlichen Herausforderungen Europas lindert, sondern eher verschärft.

Im Sicherheitsbereich verlässt sich die EU stark auf die USA ohne eine eigene eindeutige Strategie zu entwickeln, wie Sawtschuk kritisiert. Die Europäische Sicherheitspolitik wird laut ihm in Washington gemacht, nicht in Brüssel.

Die Folge dieser engen Bindung an die USA ist laut Sawtschuk ein Verlust an Bedeutung und Gestaltungskraft der EU sowohl global als auch innerhalb Europas. Das traurige daran sei, dass dieser Einflussverlust durch die EU selbst verschuldet ist. Die politischen Entscheidungsträger innerhalb der EU scheinen laut Sawtschuk mehr den USA als dem europäischen Wohl verpflichtet zu sein, und ohne einen Kurswechsel, sagt er, verliert die EU weiter an Eigenständigkeit und Souveränität und wird zu einem politisch und wirtschaftlich abgehängten Protektorat der USA.

Zum Weiterlesen: – Ein US-Ökonom behauptet, dass Sanktionen Russland eher “entkolonialisiert” als bestraft haben.

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