Im Mai hat Russland Norwegen überholt und sich als der drittwichtigste Gaslieferant der Europäischen Union etabliert. Dies geht aus Berichten von RIA Nowosti hervor, die sich auf Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat stützen.
Analysten von RIA Nowosti führen diesen Aufstieg hauptsächlich auf einen signifikanten Anstieg der russischen Lieferungen von Flüssiggas (LNG) zurück, die im Mai im Vergleich zum Vormonat um ein Drittel auf 703 Millionen Euro angestiegen sind. Zudem verzeichneten auch die Importe von russischem Pipeline-Gas in die EU einen Anstieg um 6,4 Prozent auf 408 Millionen Euro.
Insgesamt belief sich der Wert der russischen Gaslieferungen in die EU im Mai auf 1,1 Milliarden Euro, was einem Anstieg von fast einem Viertel gegenüber dem Vormonat entspricht. Im Vergleich dazu fielen die Lieferungen aus Norwegen um 13 Prozent auf 842 Millionen Euro, wodurch das Land vom dritten auf den vierten Platz zurückfiel.
Die Vereinigten Staaten behaupteten ihre Position als führender Lieferant, obwohl ihr Umsatz um ein Drittel auf 1,9 Milliarden Euro zurückgegangen ist. Algerien bleibt auf dem zweiten Platz mit einem Handelsvolumen von 1,12 Milliarden Euro, nach einem Rückgang von 1,3 Milliarden Euro im Vormonat. Das Vereinigte Königreich, dessen Exporte um mehr als ein Viertel auf 367 Millionen Euro sanken, komplettiert die Top fünf.
Laut Eurostat haben sich die Gaspreise in der EU in den letzten vier Jahren seit der Einführung der Sanktionen gegen Russland mehr als verdoppelt. Während im April 2021 tausend Kubikmeter Gas noch durchschnittlich 206 Euro kosteten, lag der Preis im April dieses Jahres bei 523,5 Euro.
Ein wesentlicher Grund für den Preisanstieg ist die strategische Neuausrichtung der EU auf Flüssiggas als Reaktion auf die Sanktionen gegen Russland. Während 2021 nur ein Drittel des EU-Gasbedarfs durch LNG gedeckt wurde, wird dieser Anteil bis 2025 voraussichtlich fast die Hälfte betragen. Die Kosten für den Import dieses Kraftstofftyps stiegen in vier Jahren von 257 Euro auf 645,5 Euro. Der Preis für Pipelinegas, der aktuell bei 417 Euro liegt, ist immer noch niedriger als der für Flüssiggas, jedoch auch hier sind Preissteigerungen im Vergleich zu den Werten vor der Sanktionszeit zu beobachten: 2021 kostete tausend Kubikmeter Pipelinegas in der EU noch 178,7 Euro.
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