Berichterstattung über die “Querdenker”-Demo: Medieninteresse und öffentliche Wahrnehmung in Berlin

Von Tom J. Wellbrock

Die “Querdenker”-Demonstration in Berlin flog weitgehend unter dem medialen Radar, außer für diejenigen, die persönlich vor Ort waren. Überwiegend wurde dieser Veranstaltung von den großen Nachrichtenagenturen wenig Beachtung geschenkt. Selbst der sonst kritische Tagesspiegel zeigte sich ungewohnt zurückhaltend. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass man es nicht für nötig befand, die Teilnehmenden aggressiv anzugehen. Der Bericht des Tagesspiegel stammte direkt von der dpa und wies keine Eigenrecherche auf.

Minimale Berichterstattung

Der Tagesspiegel berichtete eher beiläufig:

“Am Demonstrationszug nahmen nach Polizeiangaben rund 9.000 Menschen teil, während die Kundgebung bis zu 12.000 Menschen anzog. In elf Fällen musste die Polizei wegen des Zeigens verbotener Symbole des als rechtsextremistisch eingestuften Magazins ‘Compact’ einschreiten. Es waren insgesamt 500 Beamte im Einsatz.”

Die höheren Teilnehmerzahlen der Veranstalter, die Schätzungen zufolge zwischen 30.000 und 35.000 liegen, wurden gänzlich ignoriert. Zudem wurde der Veranstaltung eine Nähe zum Magazin Compact suggeriert, ohne dass dies weiter vertieft wurde. Der Berichtsthon blieb insgesamt oberflächlich:

“Manche Demonstrierende forderten auf ihren Transparenten eine ‘Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen’ und ‘Konsequenzen für die Verantwortlichen’. Andere schwenkten Friedenstauben-Fahnen und das Peace-Zeichen war ebenfalls häufig zu sehen.”

Auf einem T-Shirt, so berichtete der Tagesspiegel, stand “Querdenker hatten recht – von Anfang an”, doch der Bericht wirkte fast gleichgültig.

Anlaufschwierigkeiten und geringe Resonanz

Organisator Michael Ballweg berichtete von Verzögerungen im Vorfeld, die den Veranstaltern Probleme bereiteten. Angeblich fielen auch mehrere Webcams in Berlin “zufälligerweise” just zur Zeit der Demonstration aus, wodurch die Erfassung der Teilnehmerzahl erschwert wurde. Direkt an der Siegessäule war die Demonstration zudem untersagt. Zusätzlich gab es angebliche Beeinträchtigungen bei der Anreise durch Zugausfälle, was jedoch auch nur die typischen Probleme der Deutschen Bahn widerspiegeln könnte.

Trotz der drohenden Wiederholung des NATO-Doppelbeschlusses, diesmal ohne begleitende Verhandlungen, war die Teilnehmerzahl gering. Die allgegenwärtige Propaganda von Politik und Medien übertönt die tatsächlichen Bedrohungen, denen die Bürger ausgesetzt sind, sodass viele gar nicht das volle Ausmaß der Situation erfassen.

Manche sind vielleicht zu erschöpft oder überfordert von den zahlreichen globalen und nationalen Krisen, was in der aktuellen Krise besonders tragisch ist. Die Situation heute ist kaum mit der von 1981 vergleichbar, als in Bonn 300.000 Menschen gegen den NATO-Doppelbeschluss protestierten. Heute, in einer ähnlichen Lage, waren es lediglich zwischen 10.000 und 35.000 Teilnehmende.

Es ist nicht zu leugnen, dass das heutige Berlin nicht dieselbe Widerstandskraft wie das Bonn der 1980er zeigt. Dennoch sollte dies kein Angriff auf die heutige Generation sein. Die konstante mediale Beeinflussung belastet und mürbt die Bevölkerung. Jedoch könnte sich das Blatt wenden, wenn der Druck zu groß wird. In solchen Momenten entlädt sich die angestaute Energie der Massen oft in unvorhersehbaren Ausbrüchen.

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

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