Von Wladislaw Sankin
Der deutsche Sänger und Geschichtenerzähler Tino Eisbrenner, bekannt für sein Engagement für kulturelle Verbindungen zwischen Deutschland und Russland, beobachtet eine besorgniserregende Tendenz der Russophobie. Diese hat nun auch den berühmten russischen Dichter Alexander Puschkin erreicht. Eisbrenner, der aus der DDR stammt, plant nun, Puschkin verstärkt in seine künstlerischen Projekte einzubeziehen. Auf seiner Website erklärt er seine Motivation:
“In einer Zeit, wo das Entfernen von Puschkin-Statuen als Mittel gesehen wird, Russlands Ansehen zu schädigen, lässt Eisbrenner Puschkin durch dessen eigene Worte sprechen. Er liest dessen bemerkenswerte Erzählungen, trägt seine poetischen Gedichte vor und vertont einige davon. Dies geschieht, bevor er den Abend mit seinem eigenen Material abschließt.”
Eisbrenner wird dabei vom renommierten deutschen Akkordeonisten Tobias Morgenstern unterstützt, der mit seiner vielfältigen Spielweise – von Musette bis Tango – die Stimmung der Gedichte einfängt.
Für alle Kulturliebhaber lohnt sich ein Besuch einer seiner Performances zweifellos. Eisbrenners Aufführungen verheißen immer eine hohe künstlerische Qualität und die Beschäftigung mit Puschkin verspricht, diesen Standard sogar noch zu übertreffen.
Tino Eisbrenner plant, mit einem Auftritt im baden-württembergischen Schloss Esslingen dem westdeutschen Publikum Puschkin näherzubringen. Trotz der Tatsache, dass russische Literatur aus Bildungseinrichtungen in Deutschland zunehmend verschwindet. Doch nachdem “aufmerksame” Bürger ihn als verdächtigen Russland-Sympathisanten bei einer Lokalzeitung denunzierten, wurde Eisbrenner umgehend zu einem Interview gebeten.
Bei diesem Gespräch wurden ihm kritische Fragen zum russischen Präsidenten und zu seiner möglichen Instrumentalisierung durch Russland gestellt:
Was ist heute Ihre Meinung über den russischen Präsidenten?
Besteht die Gefahr, dass Sie von Russland instrumentalisiert werden?
Eisbrenner veröffentlichte sowohl die Anfrage als auch seine Antwort auf Facebook und zeigte sich überrascht darüber, dass das Attribut “russlandfreundlich” als Makel gesehen werden könnte:
“Welcher Künstler wurde jemals gefragt, ob er nicht zu USA-freundlich sei? Und soll ich die amerikanischen Kriege aufzählen, die stattfanden, während die größten Stars im Weißen Haus auftraten?”
Er erinnerte auch an deutsche Künstler, die sich geehrt fühlten, in Hollywood zu spielen oder in den USA Erfolge zu feiern. Kunst sollte laut Eisbrenner Grenzen überschreiten und die Verbindung zwischen Völkern fördern. Er illustriert dies mit einem Beispiel des deutschen Komponisten Robert Schumann, dessen Werke in der Ruhmeshalle auf dem Mamajew-Hügel in Wolgograd gespielt werden.
Seine Antwort schloss Eisbrenner mit einer Einladung an die Redakteure, sich persönlich von Puschkin und seinem Erbe inspirieren zu lassen.
Seine Facebook-Gemeinschaft lobte Eisbrenner für seine diplomatische und schlagfertige Antwort. Kritik gab es jedoch auch: Einige meinten, eine direktere Antwort auf die Presseanfrage hätte besser gesehen. Eisbrenner selbst kommentierte dies mit den Worten:
“Wir befinden uns nicht in der McCarthy-Ära, in der Künstler und Intellektuelle grundlos angeklagt wurden. Es ist bedenklich genug, dass ich überhaupt Stellung beziehen muss.”
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