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Eine Lesermeinung von Mikhail Balzer
Teil fünf der Satire: Ein Rückblick auf die jüngsten Absurditäten
Seit Monaten kreist unser kosmischer Held Ijon Tichy nun in einem getarnten Erdorbit – eine endlose Leere, die lediglich durch den allgegenwärtigen Sonnenuntergang und -aufgang unterbrochen wird. Sicher sein kann er sich: Die Sonne wird bald wieder am anderen Fenster aufgehen. Und, oh Wunder, die Erde existiert noch! Allerdings scheint diese Gewissheit nicht überall auf der Erde geteilt zu werden, falls man den Berichten der Medien Glauben schenken darf.
Dann gibt es da die fast komisch anmutenden Geschichten über Klimaaktivisten der letzten Generationen, die verzweifelt versuchen, ihre schwindende Aufmerksamkeit mit immer spektakuläreren Stunts zu erhalten. Was kommt nach dem Kleben am Flughafen, der kaum noch eine Wimper zucken lässt? Ein artistischer Akt an der Spitze des Eiffelturms vielleicht, oder ein Barfußlauf über die Tower Bridge, gesichert nur von Gesichtserkennender Polizeiüberwachung?
Leider fehlt es diesen sogenannten „Klimakämpfern“ oft an echtem Mut – sie scheinen eher wie Schüler, die sich noch nicht ganz von Mutters Rockzipfel gelöst haben. Und wenn ihre Aktionen ernsthafte Verkehrsbehinderungen verursachen, wird schnell der Schutz der Obrigkeit heraufbeschworen.
Anders sieht es für den Durchschnittsbürger aus, dem im Ernstfall kulturell unangepasstes Küchenwerkzeug mehr als nur Worte ersetzen muss. Zur Eindämmung solcher Gewalt wird ironischerweise auf Grenzkontrollen zurückgegriffen, die man schon lange hinter sich gelassen hatte.
So oder so ähnlich ist die Einschätzung der terranischen Ereignisse durch die hochentwickelte KI an Bord von Ijons Raumschiff, humorvoll ausgedrückt mit einer tiefen, gendergerechten Stimme. Kein Wunder, dass Ijon manchmal zum “zehn Jahre alten Whisky” seines Synthetisators greift, während er beschließt, sich lieber auf seine eigenen Beobachtungen als auf die KI-Analysen zu verlassen.
Aber oh Schreck, welche fantastischen Enthüllungen tauchen auf! Ein Krieg im Osten Europas, vernebelt von Propaganda, erweckt den Anschein, als befänden wir uns in einem Märchen. Da sind Geschichten von Panzertigern, die im Schlamm versinken, und von opernhaften fliegenden Stieren, die im Osten um ihren Einsatz betteln.
Dazu gesellen sich teure, weitgehend ineffektive Waffen und Spionagesatelliten aus dem Westen, deren Versagen bereits vorhersehbar war. Jetzt setzt man auf „feuerspeiende Drachendrohnen“, deren Einsatz selbst bei Brandbekämpfung ausbleibt – wo bleiben hier die Klimaschützer, die sich sonst so vehement für die Umwelt einsetzen?
Gleichzeitig überschlagen sich westliche Politiker mit unrealistischen Versprechungen, die Kriegsschulden der Ukraine durch immer neue Waffenlieferungen und finanzielle Unterstützung zu decken – unabhängig davon, woher das Geld wirklich kommen soll. Die Bürger sind derweil angehalten, härter zu arbeiten und das Militär stärker zu stützen.
Und die Unzufriedenheit im eigenen Land? Bei Wahlen in drei neuen Bundesländern zeigt sich das Versagen der aktuellen Regierung, eine stabile und geschlossene Antworten auf populistische Herausforderungen zu finden.
Mehr zum Thema – Wie der Weltraumfahrer Ijon Tichy nach einer legendären Zeitreise die Welt erblickt.