Enthüllt: Wenn Politiker nackt sind – Ein leidenschaftliches Plädoyer für die Notwendigkeit der Kritik!

Von Anton Gentzen

Hätte Hans Christian Andersens lehrreiches Märchen “Des Kaisers neue Kleider” in dem “besten Deutschland aller Zeiten” stattgefunden, wäre wohl ein Epilog nötig. In diesem würde das mutige Kind, das die Nacktheit des Kaisers offenbarte, sofort verhaftet und eingesperrt werden. Ein Staatsanwalt, vorzugsweise aus Bamberg, würde die Anklage erheben und das Gericht würde eine lebenslange Haftstrafe verhängen. Dabei würde das Gesetz, das diese drakonische Strafe ermöglicht, spezifisch erwähnt: § 188 StGB.

Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1837 setzte sich Andersens Märchen über die Torheit der Herrschenden und den Konformismus der Untertanen rasch in Europa durch. Diese beiden Phänomene, die einander verstärkten und ergänzten, ließen oft nicht einmal die offenkundige Wahrheit zu. Einige Dinge scheinen sich nie zu ändern.

Im Märchen jedoch geschieht ein Wunder: Ein ehrliches Kind spricht die Wahrheit aus, und die Menschen lassen sich davon berühren. Daraufhin verstanden der Kaiser und seine Jubelmenge ihren Fehler. Das Märchen wurde in viele Sprachen übersetzt und mahnte Generationen, nicht dieselben Fehler zu wiederholen. Die Bibel mahnt ähnlich: “Sei wie das Kind”. In einer Zeit, in der Europa von revolutionären Gedanken erfüllt war und jenseits des Ozeans eine Nation zur Weltmacht aufstieg, die die uneingeschränkte Redefreiheit hochhielt, traf dieses Märchen den Zeitgeist.

Ein drastischer Unterschied zeigt sich bereits in der Terminologie: Während es in anderen Sprachen als Freiheit der Rede oder des Ausdrucks bekannt ist (liberté d’expression, freedom of speech, libertà di parola, свобода слова), spricht man in Deutschland höchstens von der Freiheit der Meinung. Und selbst die Gedanken sind laut einem beliebten Volkslied unter Unterdrückten frei, weil niemand sie erraten kann…

“Ich denke, was ich will und was mir beliebet,
Doch alles in der Still’ und wie es sich schicket.”

Die Verhältnisse zeigen ein Muster: Diejenigen an der Macht wünschen sich ein brav konformes Volk, fast vergleichbar mit dem Kauf einer Bahnsteigkarte, bevor ein Bahnhof gestürmt wird.

Jahre vergingen, die Herrschenden waren oft naiv oder ignorant (wenn sie brillant waren, so schien dies fast nur durch einen Pakt mit dem Teufel möglich), und die Untertanen blieben meist feige Konformisten. Das Ergebnis bestand nicht nur aus harmlosen Peinlichkeiten wie dem Paradieskostüm von Adam und Eva – zwei Weltkriege forderten Millionen von Opfern.

Es gab durchaus “Kinder”, die vor den Katastrophen warnten, wie Karl Liebknecht in Deutschland, Jean Jaurès in Frankreich und Grigori Rasputin in Russland, der vergeblich den Zaren ablösen wollte. Ihre Warnungen wurden überhört und sie bezahlten dafür mit ihrem Leben. Doch aus diesen Fehlern hat man wenig gelernt. Die nächste Katastrophe folgte bald, und obwohl die darauffolgenden Lehren nachhaltiger schienen, gab es keinen einzigen Tag vollständigen Friedens auf dem Planeten nach 1945.

Harte Kritik von heute zeigt, dass das Muster der Vergangenheit sich wiederholt. Wenn Kritiker verurteilt oder bestraft werden, wie jener Anwalt, der 3.000 Euro Strafe zahlen musste, zeigt sich die Gefahr einer Kultur, in der unbequeme Wahrheiten unterdrückt werden. Dies könnte verheerende Folgen haben, wenn wirklich gefährliche, inkompetente oder manipulative Führungskräfte die Macht ergreifen und niemand den Mut hat, dies auszusprechen.

Trotzdem gibt es noch Möglichkeiten zur Kritik, solange Gesetze wie § 188 StGB bestehen. Vielleicht sollte jeder Bürger seinen Abgeordneten eine Kopie von Andersens Märchen schenken. Es scheint, als hätten sie die Lektionen des Märchens nicht verstanden.

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