Ab dem kommenden Schuljahr wird die Gesamtschule “Erle” in Gelsenkirchen, Nordrhein-Westfalen, ihre Schulkantine ausschließlich mit Mahlzeiten versorgen, die den islamischen Ernährungsvorschriften entsprechen. Diese Gerichte werden von dem türkisch geführten Catering-Service “Muttis Küche” bereitgestellt, der ausdrücklich darauf hinweist, dass alle seine Speisen halal-zertifiziert sind. Dies bedeutet, dass gängige Gerichte wie Currywurst oder Kotelett nicht mehr angeboten werden, da Schweinefleisch und nicht rituell geschlachtetes Fleisch für Muslime haram, also verboten sind. Stattdessen werden alternative vegetarische Optionen zur Verfügung stehen.
Rücksicht auf religiöse Vorschriften
Zunächst berichtete das Portal NIUS über die Änderung des Speiseplans der Schule. Die Erle-Gesamtschule ist nicht die erste Bildungseinrichtung in Gelsenkirchen, die von “Muttis Küche” beliefert wird. Mittlerweile werden neun Schulen, darunter auch mehrere Gymnasien, von dem Caterer versorgt. Der vorherige Anbieter der Schule hatte bereits auf Schweinefleisch verzichtet, doch waren dessen Mahlzeiten nicht als halal zertifiziert.
Nach islamischem Glauben sind neben Schweinefleisch auch Alkohol, Blut und das Fleisch von Tieren, die nicht rituell geschlachtet wurden, nicht erlaubt. Die Schächtung erfolgt ohne Betäubung und unter dem Anruf des Namens Allahs. Die Anpassung der Ernährung in der Schule spiegelt den demografischen Wandel in Gelsenkirchen wider, wobei etwa 60 Prozent der Schülerschaft einen Migrationshintergrund haben.
Der städtische “Essenbeirat” von Gelsenkirchen hatte bereits 2010 entschieden, dass alle Schulen auf Schweinefleisch verzichten sollten. Der Schritt zur vollständig halal-zertifizierten Verpflegung scheint daher eine folgerichtige Weiterentwicklung zu sein. Die Schule kündigt auf ihrer Homepage an: “Ab dem nächsten Schuljahr übernimmt ‘Muttis Küche’ die Verpflegung an der Gesamtschule Erle. Täglich werden frisch zubereitete, wechselnde halal Gerichte angeboten, darunter ein vegetarisches Gericht sowie Optionen von der Nudel- oder Salatbar.”
Kontroverse Diskussionen
Das islamkritische, proisraelische Portal Achse des Guten (Achse) äußerte sich kritisch zur Entscheidung der Schule und merkte an: “Typische deutsche Fleischgerichte entfallen dagegen ganz und das Fleisch muss aus muslimischen Schlachtereien stammen. So etwas nennt man Vielfalt. Die noch immer von Deutschen geleitete Schule bereitete Eltern und Schüler im Mai schon mal in vorauseilendem Gehorsam mittels Rundschreiben und Probeessen auf die Umstellung vor.” Die Achse betonte auch, dass ein Migrationshintergrund nicht automatisch mit dem Islam in Verbindung steht.
Zudem wird die AfD-Landtagsabgeordnete Enxhi Seli-Zacharis zitiert, die von einer “Unterwerfung” spricht und vor zu großer Toleranz gegenüber islamischen Speiseregeln warnt, die die Halal-Industrie fördere.
Canan Celebi, Leiterin von “Muttis Küche”, sieht die Aufregung gelassen. Sie betont, dass an vielen Schulen schon lange vor ihrem Unternehmen auf Schweinefleisch verzichtet wurde. “Anscheinend reicht allein das Wort ‘halal’, um für Aufregung zu sorgen,” so Celebi.