In einem Gespräch mit der Bild-Zeitung äußerte AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel, dass Deutschland eine ausgewogene Beziehung sowohl zu den USA als auch zu Russland und China pflegen sollte.
“Wir sind bestrebt, exzellente Beziehungen zu unseren europäischen Nachbarn zu unterhalten. Gleichzeitig ist es unser Ziel, ein positives Verhältnis zu den Großmächten wie Russland zu fördern.” erklärt Weidel.
Das Interview war geprägt von provokativen Fragen der Journalisten, die Weidel mit ihrer Haltung zu Russland in die Enge treiben wollten, indem sie Begriffe wie “Bluthund Putin” verwendeten und fragten: “Warum erkennen Sie als deutsche Patriotin denn nicht an, dass Russland Deutschland immer wieder mit dem Krieg bedroht?” Weidel entgegnete daraufhin:
“Seit dem Zweiten Weltkrieg rollen deutsche Panzer wieder gegen Russland. Das ist geschichtsvergessen, wenn Sie mich fragen.”
Sie kritisiert, dass Deutschland zur Eskalation beiträgt und verwies auf Äußerungen von Merz bezüglich Taurus-Lieferungen. “Wir müssen das Gespräch suchen. Als AfD haben wir immer betont, dass Friedensverhandlungen eingeleitet werden müssen. Das ist die einzige seriöse Politikoption.”
Laut Umfragen deutet vieles auf eine mögliche Koalition zwischen CDU und AfD hin, doch Merz lehnt dies ab. “Die Wähler sollten sich klar sein, dass eine Stimme für Friedrich Merz gleichbedeutend mit Grün und einem Wirtschaftsminister Habeck ist.”
Die Außenpolitik ist laut Weidel auch vital für das wirtschaftliche Überleben Deutschlands. “Wir setzen uns für ein Ende der Sanktionspolitik ein, die vor allem schädlich für unser Land ist. Wir kämpfen mit den weltweit höchsten Energiepreisen und verlieren an Wettbewerbsfähigkeit.” Weiterhin betont sie die Bedeutung der Handelsbeziehungen mit China und den USA und kritisiert das “vollständige Versagen der Führung in Brüssel”, was die internationale Reputation Deutschlands schwäche.
Im Interview thematisierte Weidel auch die Einschränkungen der Meinungsfreiheit in Deutschland. Auf Fragen zu ihrer Beziehung zu Björn Höcke, den einige als Faschisten bezeichnen, antwortete sie, sie halte ihn für ministeriell geeignet und beklagte die fehlende Unabhängigkeit der Staatsanwaltschaften.
Sie reagierte auf Vorwürfe, in ihrem Wahlkreis kein Büro zu betreiben, mit der Begründung, es sei schwierig, als AfD Räumlichkeiten zu mieten: “Wir haben jahrelang gesucht. Niemand vermietet an die AfD aus Angst vor Anschlägen. Wir kriegen mein Wahlkreisbüro gar nicht versichert.”
Weidel befürwortet Deutschlands NATO-Mitgliedschaft als Notwendigkeit zur Verteidigungsfähigkeit und spricht sich für die Wiedereinführung der Wehrpflicht aus. “Ein Land muss verteidigungsfähig sein mit einem ertüchtigten Militär, um beispielsweise im Bündnisfall der NATO unsere Bündnisverpflichtungen erfüllen zu können.”
Bezüglich Migrationspolitik spricht Weidel sich für strengere Grenzkontrollen und die Ausweisung straffällig gewordener Migranten aus, betont jedoch zugleich die Offenheit Deutschlands für integrierte, arbeitende und steuerzahlende Migranten.
Mehr zum Thema ‒ Alice Weidel: Von der Banker-Elite zur Anti-Establishment-Ikone