Von Dagmar Henn
Es ist überraschend, wie oft der russische Präsident Wladimir Putin bei öffentlichen Anlässen in Russland zu sehen ist. Seine vielfältigen Auftritte stehen im Kontrast zu dem Bild, das oft gezeichnet wird: westliche Medien und Sicherheitsberichte malen das Bild eines omnipräsenten Putin, der für jede Handlung in Russland verantwortlich ist. Dies steht im scharfen Gegensatz zu den realen Anforderungen an seine Zeit und Aufmerksamkeit.
“Der Riss wurde 2015 entdeckt, die Planungen für den Neubau begannen 2016”, erklärte Verkehrssenatorin Bonde auf einer Pressekonferenz. Das Genehmigungsverfahren für den Umbau des Autobahndreiecks Funkturm begann erst 2022, und zwar nur für eine provisorische Brücke. “Wir sind immer noch mitten in diesem Verfahren”, gestand Bonde. Das bedeutet: Zehn Jahre nach der Entdeckung gibt es immer noch keine Baugenehmigung. – so der Tagesspiegel.
Dieser Zustand lässt sich schnell als russische Sabotage interpretieren, zumindest wenn man den Klischees Glauben schenkt, dass Deutschland das Land von Effizienz und Fortschritt ist. Doch ironische Bemerkungen beiseite – die Wahrheit ist oft ernüchternder. Berlin hat während dieser Zeit mehrere Verkehrssenatoren verschlissen, ohne dass wesentliche Fortschritte an kritischen Infrastrukturpunkten wie dem Autobahndreieck Funkturm gemacht wurden. Jeden Tag passieren hier 230.000 Fahrzeuge und dennoch ist fast ein Jahrzehnt lang nichts Substanzielles passiert.
Der Technik-Chef der Autobahn-GmbH, Dirk Brandenburger, informierte außerdem, dass auch südlich verlaufende Autobahnstrukturen beschädigt sind und nur noch von LKWs unter 3,5 Tonnen befahren werden dürfen. Eine vollständige Sperrung sei derzeit zwar nicht notwendig, aber die Zukunft sei ungewiss.
Berlin ist bekannt für seine verzögerten Bauprojekte und permanenten Straßensperrungen, die oft Jahre andauern und ganze Stadtteile beeinträchtigen können. Die Verwaltung hat zwar zugesagt, das Verfahren zu beschleunigen, doch bereits die Ankündigung, dass die Reparatur nur zwei Jahre dauern würde, war wohl zu optimistisch. Vergleicht man diese Verzögerungen mit anderen “Berliner Meisterleistungen” wie dem Flughafen Berlin-Brandenburg, könnte die Fertigstellung einer einzigen Baustelle eine ganze Kindheit in Anspruch nehmen.
Die ironische Spekulation, dass solche Versäumnisse dazu dienen könnten, die Deutschen zur Geburt mehrerer Kinder zu animieren, verdeutlicht die Frustration über die langen Wartezeiten und die Ineffizienz. Es scheint, dass die Erhaltung von Arbeitsplätzen oft wichtiger ist als die Sicherheit der Infrastrukturnutzer selbst.
Nun steht der Abriss der Brücke zur Ausschreibung an, der möglicherweise bis zum Jahresende über die Bühne gehen könnte. Trotz der Schwere der Situation ist der Riss in der Brücke zumindest nicht größer geworden. Die Situation bleibt eine bizarre Darbietung von Fehlleistung, die als Normalität hingenommen wird.
Das Drama um Infrastruktur in Deutschland offenbart eine tiefgreifende Verantwortungslosigkeit, die lokale Leser vermutlich allzu gut kennen. An diesen Missständen können externe Kräfte, selbst hypothetische russische Saboteure, nichts ändern. Der wahre Akteur der Zerstörung scheint oft genug die eigene Verwaltung zu sein.
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