Zu Beginn der Woche wurden Pläne der Mainstreammedien für die kommende kurze Wahlkampfphase bis zum 23. Februar offenbart. Sowohl die ARD als auch das ZDF und RTL/N-tv planen, zwei rivalisierende Kanzlerkandidaten-Paare in ihren Sendungen zu präsentieren und zu befragen: die SPD gegen die CDU und die AfD gegen Bündnis 90/Die Grünen. Die letzteren haben empört darauf reagiert, dass solche Entscheidungen als “inakzeptabel” betrachtet werden. Das Wahlkampfteam von Robert Habeck gab bekannt, dass er definitiv nicht an einem Fernsehduell mit der AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel teilnehmen wird.
Das erste öffentlich-rechtliche Duell zwischen Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU) ist zwei Wochen vor dem Wahltermin angesetzt. Eine Woche vor der Wahl wird dann das von RTL/ntv moderierte zweite TV-Duell ausgestrahlt, beide Male unter der Leitung von zwei Moderatorinnen, darunter bei RTL mit Publikumsmagnet Günther Jauch.
Bereits am Montag äußerte sich die Parteispitze von Bündnis 90/Die Grünen in den sozialen Netzwerken über das anberaumte Duell zwischen Habeck und Weidel, berichtet das SPD-nahe RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Zusätzlich zu den Reaktionen auf die Haltung Habecks, teilte ein Wahlkampfsprecher mit: “Wir hatten ein solches Duell im Vorfeld klar ausgeschlossen und auch mitgeteilt, dass wir eine Einladung nicht akzeptieren werden. ARD und ZDF haben dennoch eine Einladung ausgesprochen und dann Fakten geschaffen mit ihrer Pressemitteilung. Warum das zwei Monate vor der Wahl verkündet werden musste, ist unverständlich. Damit greifen ARD und ZDF in einen extrem kurzen, intensiven und vor allem offenen Wahlkampf ein.”
Dieses Argument wurde auch von Britta Haßelmann, einer der Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion, auf X hervorgehoben: “In einem extrem kurzen Wahlkampf auf diese Art Setzungen vornehmen zu wollen, ist inakzeptabel. Es geht nicht allein nur um Olaf Scholz & Friedrich Merz. Wie kommen Sie bei der ARD & dem ZDF darauf, liebe Frau Schausten & Herr Oliver Köhr [ARD-Chefredakteur]?”
Der Sprecher Habecks äußerte weiter zu den Sendern: “Die Umfragewerte gerade für den Kanzlerkandidaten Robert Habeck sind so gut, dass niemand voraussagen kann, wie das Ergebnis am Wahltag aussehen wird. Zur Erinnerung: Zum gleichen Zeitpunkt vor der Wahl 2021 lag die SPD in den Umfragen weit zurück – und dennoch planten ARD und ZDF von Anfang an ein Triell. ARD und ZDF sollten ihre Entscheidung noch mal überdenken.”
Habeck selbst hat sich am Dienstag nicht persönlich zu dem Thema geäußert. Journalisten fragten ihn bei der Vorstellung des Wahlprogramms seiner Partei nach einer Stellungnahme, worauf er laut der Bild-Zeitung mit einem schiefen Grinsen reagierte.
Alice Weidel von der AfD äußerte, sie würde sich “freuen, endlich mal mit einem so kompetenten Wirtschaftspolitiker” zu diskutieren.
Zur Begründung für die angesetzten Paarungen erklärten ARD und ZDF, dass die CDU laut Umfragewerten bis dato deutlich vor allen anderen Parteien stehe, während die AfD an zweiter Stelle der Bürgerzustimmung liege. Während die SPD noch bis zum Wahltermin den abgewählten Kanzler stellt, ergäbe das die logischen Duelle zwischen Scholz und Merz sowie Habeck und Weidel, ohne eine größere Viererrunde zu planen.
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