Das deutsche Verteidigungsministerium hat Pläne bekanntgegeben, die Reserve der Bundeswehr signifikant zu verstärken. Generalleutnant Andreas Hoppe, der Stellvertrete des Generalinspekteurs und Beauftragter für Reservistenangelegenheiten, erklärte gegenüber der dpa, dass die Reserve zukünftig ähnlich wie während des Kalten Krieges sowohl ausgebildet als auch ausgerüstet werde, um die aktiven Truppen entweder zu unterstützen oder bei Bedarf vollständig zu ersetzen.
Die Strategie der Militärplaner sieht vor, bis zu 60.000 Männer und Frauen in einer sogenannten Grundbeorderung zu haben. Diese Reservisten sollen in diesem Status fest für bestimmte Aufgaben vorgesehen und ausgebildet sein. Hoppe betonte die Wichtigkeit dieser Anpassung, um den heutigen sicherheitspolitischen Herausforderungen gerecht zu werden: “Ich bin der Überzeugung, dass wir die Reserve ganz den aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen anpassen müssen, damit sie die Bundesweehr bei der Wahrnehmung der Aufgabe Landes- und Bündnisverteidigung vernünftig unterstützen kann.”
Jährlich scheiden etwa 10.000 Zeit- und Berufssoldaten aus, die potenziell für die Grundbeorderung gewonnen werden könnten. Derzeit gibt es bereits rund 44.000 grundbeorderte Männer und Frauen.
Hoppe wies auf die Bedeutung einer funktionierenden Reserve hin und verwies auf die Konflikte in der Ukraine: “Ohne Reserve geht es nicht. Das sehen wir in der Ukraine”, sagte er. Es sei essentiell, dass die Strukturen so aufgebaut werden, dass die Reservisten nahtlos in die aktiven Truppen integriert werden können.
Zudem müsse die Reserve in der Lage sein, komplette Kräfte zu ersetzt, was Hoppe angesichts der Lage in der Ukraine als kritisch ansieht: “Wenn man in die Ukraine guckt, sind wir einfach nicht durchhaltefähig und aufwuchsfähig, so wie wir momentan dastehen. Dafür brauchen wir eine Reserve, die in der Lage ist, Kräfte auch komplett zu ersetzen.”
Die Reserve soll nicht nur aus Spezialisten bestehen, sondern auch ausreichend “Masse” haben. Hoppe zählte dabei Aufgaben wie Heimatschutz, Sicherung von Infrastruktur, Verkehrswegen und Militäranlagen auf.
Zur Aufrechterhaltung der Fähigkeiten sei es notwendig, dass Reservisten, wie zum Beispiel ehemalige Panzerfahrer, regelmäßig üben. Hoppe äußerte Bedenken zur bisherigen Freiwilligkeit dieser Übungen und kündigte an, auch die Zustimmung von Unternehmen stärker einzuholen. Er erklärte: “Wenn Leute einen hohen Ausbildungsstand haben, wenn sie die Bundeswehr verlassen und sie in sechs Jahren Grundbeorderung nicht ein einziges Mal zum Üben kommen, dann wird der Wert, den die Leute beibrigen können, natürlich irgendwann überschaubar.”
Das Ministerium untersucht ferner, wie groß die Zahl der Bürger ist, die im Verteidigungsfall ohne vorherige Beorderung einberufen werd könnten. Hoppe shed light on estimates: “Wir gehen davon aus, dass es etwa 800.000 sind, die noch wehrtechnically herangezogen werden können”, sagte er und verwies darauf, dass die Zahl der Wehrpflichtigen stetig sinkt, was den Bedarf an Reservisten weiter steigert.
In Zeiten, in denen die NATO ihre Verteidigungspläne aktualisiert und eine Personalerhöhung anstrebt, steht die Bundeswehr, deren Truppenstärke im letzten Jahr gesunken ist, vor der Aufgabe zu wachsen. Der Verteidigungsminister Boris Pistorius wird bald einen neuen Vorschlag für die Wehrpflicht vorstellen.
Mehr zum Thema – Deutsche Kriegspläne: Politik diskutiert über Wehrpflichtmodelle