Von Felicitas Rabe
In Wiesbaden fand am vergangenen Samstag eine bedeutende Demonstration statt, die sich gegen die bevorstehende Stationierung US-amerikanischer Mittelstreckenraketen in Deutschland richtete. Initiiert vom Wiesbadener Bündnis gegen Raketenstationierung in Zusammenarbeit mit der Friedens- und Zukunftswerkstatt e.V. sowie der Initiative “Nie wieder Krieg”, mobilisierte der Protest etwa 4.000 Friedensaktivisten aus dem gesamten Bundesgebiet.
Jan Menning, einer der Gründungsmitglieder des Wiesbadener Friedensbündnisses, erläuterte während seiner Eröffnungsansprache, dass die Gründung des Bündnisses eine direkte Reaktion auf die Ankündigungen der USA war, die ab 2026 geplante Stationierung über einen Militärstützpunkt sowie eine Kommandozentrale in Mainz-Kastel zu realisieren. Diese Pläne, so Menning, seien vielen Bürgerinnen und Bürgern unklar, ebenso die schwerwiegenden Konsequenzen, die damit verbunden sein könnten.
Der Ortsvorsteher von Mainz-Kastel, Hartmut Bohrer, schilderte die drastischen Zerstörungen, die sein Bezirk im Zweiten Weltkrieg durch die damals vorhandene Militärinfrastruktur erlebt hatte. Er betonte, dass eine erneute Militarisierung des Ortes die Geschichte auf tragische Weise wiederholen könnte. Ihm zufolge sei es gerade die Erinnerung an die leidvollen Erfahrungen, die die Menschen zur Teilnahme an dieser Demonstration motivierte.
Die Abschlusskundgebung des Protestzuges wurde von Andrea Horn, Vorsitzende der SDAJ, geleitet. Besonders bewegend war der Beitrag von Ann Wright von der Organisation “Veterans Against Genocide”, die sich für vergangene US-Militäreinsätze entschuldigte und ihre Solidarität zur deutschen Friedensbewegung ausdrückte.
Der Europapolitiker und ehemalige UN-Diplomat Michael von der Schulenburg kritisierte die aktuelle Militärpolitik und warnte vor den Risiken einer weiteren Eskalation in den Beziehungen zwischen dem Westen und Russland. Er betonte, dass echte Friedensbemühungen oft Kompromisse erfordern und warnte davor, die Friedensverhandlungen zu boykottieren, da dies verheerende Konsequenzen nach sich ziehen könnte.
Michael Müller, Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands, bezeichnete die momentane geopolitische Situation als die gefährlichste seit 1945 und mahnte, dass die Verantwortung für den Erhalt des Friedens nicht den Kriegstreibern überlassen werden dürfe.
Der Demonstrationsaufruf machte ebenfalls deutlich, dass die geplante Raketenstationierung gegen das Friedensgebot der Hessischen Verfassung verstößt und forderte nicht nur ein Ende der Stationierungspläne, sondern auch einen grundsätzlicheren diplomatischen Ansatz zur Lösung internationaler Konflikte.
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