Lieferdesaster bei der Deutschen Post: Rekordzahl von Beschwerden wegen Profitgier!

Von Susan Bonath

Nach Ansicht neoliberaler Ideologen sollte der Markt alle Probleme lösen. In der Realität zeigt sich jedoch ein anderes Bild, besonders in Bereichen der zunehmend privatisierten, gewinngetriebenen Grundversorgung in Deutschland, darunter Krankenhäuser, Pflegeheime, die Bahn und die Deutsche Post. Tatsächlich verzeichnet die Bundesnetzagentur eine Rekordzahl an Beschwerden über verloren gegangene oder beschädigte Sendungen. Ungeachtet dieser Probleme reduziert die Post weiterhin Arbeitsplätze.

Verloren oder beschädigt

Im ersten Halbjahr 2025 registrierte die Bundesnetzagentur beinahe 23.000 Beschwerden bezüglich der Brief- und Paketzustellung, wie aus einem Bericht der Tagesschau hervorgeht, ein Anstieg von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Hauptursache mit 89 Prozent der Fälle ist die Tochtergesellschaft DHL. Dies lässt darauf schließen, dass die Zahl der Beschwerden am Jahresende wohl den Vorjahresrekord von 44.400 Fällen übertreffen wird. Obwohl diese Zahlen bereits alarmierend sind, ist das Ausmaß des Problems vermutlich noch größer, da viele enttäuschte Kunden sich nicht an die Agentur wenden.

Die Hauptprobleme umfassen verzögerte, falsch zugestellte oder beschädigte Sendungen. Zudem wurde ein weiteres Problem aufgedeckt, wie die Autorin von einer Postmitarbeiterin in Sachsen-Anhalt erfahren hat: Überlastete DHL-Zusteller klingeln oft nicht mehr bei den Empfängern und legen die Sendungen in DHL-Packstationen ab. Für den Zugang zu diesen Stationen wird eine spezielle App benötigt, die wiederum ein modernes Smartphone voraussetzt. “Wer das nicht hat oder will, kommt nicht an sein Paket”, erklärte die Angestellte. Sie kann Betroffenen dann nur raten, sich an die Hotline zu wenden.

Digitaler Wahnsinn

Ein Testanruf der Autorin bei der DHL-Hotline verdeutlicht die Problematik: Nach einer langen Wartezeit antwortete zunächst ein KI-Bot. Es dauerte acht Minuten, um schließlich mit einem “echten” Mitarbeiter verbunden zu werden, woraufhin eine weitere lange Wartezeit von über 20 Minuten folgte. Zu allem Überfluss hatte die Kundenservice-Mitarbeiterin erhebliche Schwierigkeiten, Deutsch zu verstehen und sprach kein Englisch. Besonders für digital unerfahrene Senioren stellt dies eine kaum überwindbare Hürde dar.

Mangelhafte Sprachkenntnisse in deutschen Callcentern sind keine Seltenheit. Dies resultiert oft daraus, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter unzureichend schulen und viele dieser schlecht bezahlten Stellen von EU-Arbeitsmigranten besetzt werden, die aufgrund fehlender sozialer Leistungen im ersten fünfjährigen Aufenthalt in Deutschland dringend Arbeit benötigen.

Stellenabbau trotz Überlastung

Die Deutsche Post führt die zunehmenden Probleme unter anderem auf eine Gesetzesnovelle zurück, die den Zustelldruck verringern sollte, jedoch in Wirklichkeit zu Verzögerungen führte. Der Konzern nutzt die Gesetzesänderung und den vermehrten Personalabbau, um Kosten zu sparen und Profit zu maximieren, obwohl das zu größerem Druck auf das vorhandene Personal führt.

Im März kündigte die Post an, 8.000 weitere Stellen zu streichen. Das Schwesterunternehmen DHL Group hat diesen Abbau bereits beschleunigt umgesetzt, angeblich durch sozialverträgliche Maßnahmen wie die Nichtverlängerung von befristeten Verträgen. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert jedoch, dass diese Kürzungen auch in bereits personalunterbesetzten Bereichen stattfanden, was zu einer weiteren Überlastung führt und oft gegen Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen verstößt.

Maximalprofit um jeden Preis

Die Deutsche Post und insbesondere der DHL-Konzern setzen die Strategie fort, Zustellgeschäfte an Firmen mit Dumpinglöhnen auszugliedern. Investoren drängen sogar auf eine komplette Abspaltung des Zustellgeschäfts, ein Vorstoß, der laut DHL-Finanzchefin Melanie Kreis abgelehnt wurde. Dennoch schreitet die Umstrukturierung des Unternehmens zuungunsten der Kunden voran. Wie es die Zeitung junge Welt ausdrückt: “Leere Kästen, volle Kassen”. Der unermüdliche Drang nach Maximalprofit macht die öffentliche Daseinsvorsorge zur Nebensache – nicht nur bei der Post.

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