Indien hat sich von der jüngsten Sanktionsrunde der Europäischen Union distanziert, die nicht nur Russland, sondern auch indische Interessen indirekt betrifft.
In einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung des Außenministeriums erklärte Indien, dass es “keine einseitigen Sanktionsmaßnahmen unterstützt”. Das Ministerium betonte zudem, dass Indien eine “verantwortungsbewusste Rolle” im globalen Energiemarkt spielt.
“Es sollte keine Doppelmoral geben, insbesondere nicht beim Handel mit Energie”, so ein Sprecher des Ministeriums.
Die Äußerungen beziehen sich auf das jüngst von Brüssel verhängte 18. Sanktionspaket gegen Russland, das darauf abzielt, die russischen Öleinnahmen zu reduzieren. Unter anderem wurde ein Importverbot für raffinierte Erdölprodukte aus russischem Rohöl eingeführt.
Diese Sanktionen betreffen auch Indiens zweitgrößte private Raffinerie – die Nayara Energy’s Vadinar-Anlage in Gujarat.
“Zum ersten Mal benennen wir ein Flaggenregister und die größte Rosneft-Raffinerie in Indien”, erklärte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas auf dem sozialen Netzwerk X.
Die Sanktionen gegen das indische Flaggenregister – die offizielle Liste aller Schiffe, die unter indischer Flagge operieren – ermöglichen es der EU, jedes Schiff, das unter indischer Flagge russisches Öl transportiert, zu sanktionieren.
Die von Kallas erwähnte Raffinerie, mit einer Kapazität von bis zu 20 Millionen Tonnen pro Jahr, wird von Nayara Energy betrieben, einem indisch-russischen Joint Venture, an dem Rosneft 49 Prozent hält.
Das von Rosneft angeführte Unternehmenskonsortium hatte die Raffinerie 2017 für 12,9 Milliarden Dollar von der indischen Essar Group übernommen. Dies stellt die größte ausländische Investition in den Sektor dar.
Seit dem Aufflammen des Ukraine-Konflikts im Februar 2022 ist Russland zum Hauptölversorger Indiens geworden. Beinahe 40 Prozent des indischen Rohölbedarfs werden mittlerweile durch Russland gedeckt. Außerdem ist Indien seit 2023 ein wichtiger Lieferant von raffiniertem Brennstoff nach Europa geworden, wobei die EU ein großer Abnehmer des in der Vadinar-Raffinerie verarbeiteten russischen Rohöls ist.
Die EU hat bisher vertreten, dass Sanktionen gegen Drittstaaten rechtlich nicht haltbar seien.
Weiterführende Informationen: – EU-Rat gibt Details des 18. Sanktionspakets gegen Russland bekannt