Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Klaus Müller, der Leiter der Bundesnetzagentur und Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen, haben eine Reform der Strompreisgestaltung auf dem deutschen Markt angekündigt. Zukünftig sollen die Strompreise variabel sein und sich nach den Wetterbedingungen richten, die die Verfügbarkeit von Solar- und Windenergie beeinflussen.
Um das System effektiv zu implementieren, wird erwartet, dass nicht nur private Haushalte, sondern auch gewerbliche und industrielle Verbraucher ihren Stromverbrauch den natürlichen Energiequellen anpassen. Aufgrund von Wetterphänomenen wie der sogenannten “Dunkelflaute”, die bereits diesen Herbst auftrat, könnten die Stromkosten sonst unerschwinglich hoch werden. Daher wird vorgeschlagen, Energie primär dann zu verbrauchen, wenn ausreichend Wind- und Solarstrom zur Verfügung steht.
Verbraucherfreundlichkeit fraglich?
Es sollen “dynamische” Stromtarife eingeführt werden, um den Verbrauch zu regulieren. Obwohl dies als verbraucherfreundlich erscheint, könnte es weitreichende Konsequenzen für das wirtschaftliche Gefüge in Deutschland haben. Privatpersonen, die einen Vertrag mit dynamischen Tarifen abschließen, müssten ihren Stromverbrauch an die Verfügbarkeit von Sonne und Wind anpassen. Während Dunkelflauten könnte das bedeuten, Lichtquellen zu minimieren und Geräte wie Waschmaschinen auszuschalten. Gewerbebetriebe und die Industrie wären gezwungen, ihre Produktion ebenfalls nach der Stromverfügbarkeit zu planen.
Nach den Plänen der Bundesregierung soll sich der Stromverbrauch künftig an die verfügbare Menge an erneuerbarer Energie anpassen, statt wie bisher die Erzeugung den Verbrauch zu decken. Apollo News fasst zusammen:
“Dies könnte zu einer besseren Steuerung des Verbrauchs in einem Markt führen, in dem das Angebot nicht einfach der Nachfrage folgen kann. Allerdings zu Lasten der Verbraucher, die sich dann von der Norm einer stets verfügbaren und erschwinglichen Energieversorgung verabschieden müssen.”
Ab nächstem Jahr müssen die Stromanbieter die neuen “dynamischen” Tarife anbieten, deren Nutzung zunächst freiwillig bleibt. Für die Anbieter bedeutet das neue Modell, dass sie die stark schwankenden Erzeugungskosten für erneuerbare Energien an die Verbraucher weiterreichen können.
Kritische Phasen und Risiken für die Industrie
Die letzten Tage zeigen bereits, welche Probleme durch dynamische Stromtarife entstehen können. Wie Apollo News berichtet, hat der Stromanbieter Tibber auf Twitter/X während einer Dunkelflaute vor hohen Strompreisen gewarnt, mit Preisspitzen von 1,30 Euro pro Kilowattstunde – ein Mehrfaches des normalen Preises. Die Bundesnetzagentur möchte nun die Nutzung dynamischer Tarife für Industriekunden verpflichtend machen, um den Nachteilen entgegenzuwirken, die sich aus der Produktionsfortführung während Dunkelflauten ergeben könnten. Klaus Müller erklärt:
“Industrie und Gewerbe sollen reduzierte Netzentgelte zahlen, wenn sie in Phasen mit hohem Stromangebot den Verbrauch steigern. Umgekehrt erhalten sie auch dann eine Reduktion, wenn sie in Zeiten knappen Angebots weniger verbrauchen.”
Ob Industrieunternehmen, die auf konstant verfügbaren und bezahlbaren Strom angewiesen sind, sich auf diese Pläne einlassen werden, bleibt ungewiss. Die Strategie von Habeck und Müller könnte dazu führen, dass industrielle Betriebe Deutschland verlassen, was die Deindustrialisierung fördern könnte, wie Apollo News hervorhebt.
Dynamische Strompreise, basierend auf der variablen Verfügbarkeit von Energie, könnten zu erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten führen. Ein Beispiel dafür ist das Stahlwerk in Riesa, Sachsen, das in einem früheren Stromengpass seinen Betrieb vorübergehend einstellen musste, weil die hohen Stromkosten die Produktion unwirtschaftlich machten, berichtet RT DE.
Weiterführende Informationen – Der ehemalige Berater von Habeck, Patrick Graichen, hat eine Nebentätigkeit beim ukrainischen Energieunternehmen Ukrenergo gefunden.