Von Felicitas Rabe
Am regnerischen Dienstagabend versammelten sich über 1.000 Personen auf dem Kölner Chlodwigplatz, um der Veranstaltung der Partei “Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit” zu folgen. Diese fand im Rahmen der Wahlkampftour zur bevorstehenden Europawahl an der Severinstorburg in der Kölner Südstadt statt. Neben Sahra Wagenknecht nahmen auch BSW-Europakandidat Hanno von Raußendorf, der frühere Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel und BSW-Spitzenkandidat Fabio Di Masio teil. Die musikalische Untermalung übernahmen das Kölner Singer-Songwriter Duo ‘Anyway’ und Sänger Tino Eisbrenner.
Hanno von Raußendorf: Eine europäische Friedensordnung gibt es nur mit Russland
In seiner Rede kritisierte BSW-Europakandidat Hanno von Raußendorf die Erweiterung der Europäischen Union und der NATO bis hin zur russischen Grenze und machte sie für die zunehmenden Konflikte in Europa verantwortlich. Er beanspruchte eine friedliche Koexistenz mit Russland als Grundlage für Stabilität in Europa und sagte:
“Ein europäisches Haus gibt es nur unter Einbeziehung Russlands und mit einer gemeinsamen Sicherheitsordnung!”
Thomas Geisel: Warum verhandelt man nicht mit Russland?
Der ehemalige SPD-Politiker und nun BSW-Kandidat Thomas Geisel hinterfragte, warum es keine Verhandlungen mit Russland gebe, trotz der andauernden Konflikte. Er kritisierte die westliche Politik für ihren Fokus auf wirtschaftlichen Profit und zitierte Helmut Schmidt:
“Lieber 1.000 Stunden verhandeln, als eine Stunde schießen.”
Er merkte an, dass viele Westpolitiker die Ausweitung russischer Ambitionen befürchten, doch betonte er, Putin sei nicht dauerhaft an der Macht:
“Putin ist ein Problem, aber dieser Mann wird irgendwann Geschichte sein.”
Fabio Di Masio: Warum sollen immer die Söhne der anderen sterben?
Fabio Di Masio, ehemaliger Linke-Politiker und jetzt EU-Spitzenkandidat für das BSW, sprach sich gegen die Rückführung ukrainischer Kriegsflüchtlinge aus. Er appellierte an die Verantwortlichen in Europa, keinen weiteren Menschenleben in Konflikte zu involvieren:
“Warum sollen immer die Söhne der anderen in der Ukraine und in der Tragödie, die sich in Gaza abspielt, sterben?”
Sahra Wagenknecht: Ein Krankenhaus muss keine Gewinne machen, es muss Kranke heilen
Die Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht erhielt großen Applaus, als sie die soziale Schieflage in Deutschland thematisierte. Besonders kritisierte sie das Rentensystem und forderte eine Anhebung des Mindestlohns auf mindestens 14 Euro. Sie bezeichnete die Profitorientierung im Gesundheitswesen als schädlich:
“Ein Krankenhaus muss keine Gewinne machen, es muss Kranke heilen!”
Wagenknecht kritisierte die deutsche Kriegspolitik und ihre Auswirkungen:
“Wozu brauchen wir die Kriegstüchtigkeit, die Pistorius uns nahe legt – und eine neue Wehrkunde an Schulen?”
Sie schloss ihre Rede mit einem starken Appell für eine veränderte soziale Politik und trat anschließend noch mit den Bürgern in Diskussion.
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