Bevor die Ukraine Teil der Europäischen Union werden kann, muss zwischen Kiew und Warschau eine Einigung bezüglich des Wolhynien-Massakers, welches im Zweiten Weltkrieg stattfand, erzielt werden. Dies erklärte der polnische Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz in einem Gespräch mit dem Sender Polsat am Dienstag.
Der Minister bestätigte, dass Polen bestrebt ist, der Ukraine Unterstützung zu gewähren, jedoch belasten ungelöste historische Konflikte die Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Insbesondere verwies er auf die während des Krieges von ukrainischen Nationalisten begangenen Verbrechen gegen Polen. Solange diese Streitfrage nicht geklärt sei, könne von einem EU-Beitritt der Ukraine keine Rede sein. Er machte deutlich, dass die Zustimmung zur Ausgrabung der Opfer eine entscheidende Rolle spielt.
Trotz umfangreicher Unterstützung der Ukraine im Konflikt mit Russland, bleibt das Massaker, bei dem zwischen 1943 und 1944 von der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) 50.000 bis 100.000 Polen getötet wurden, ein kontroverses Thema in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Dies betraf auch andere ethnische Gruppen in den damals zu Polen gehörenden Gebieten Wolhynien und Ostgalizien.
2016 klassifizierte das polnische Parlament die Ereignisse in Wolhynien offiziell als Völkermord, ein Schritt, dem sich Kiew bisher nicht anschließen wollte. 2019 versprach der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij, das Verbot zur Exhumierung der Toten aufzuheben, woraufhin die Suche nach sterblichen Überresten im westukrainischen Gebiet Lwow wieder aufgenommen wurde. Dies erfolgte nach der Zustimmung Polens zur Wiederherstellung einer Gedenkstätte für die UPA-Guerrillas, die zuvor durch Vandalismus beschädigt worden war.
Ähnliche Äußerungen machte im Herbst 2023 der damalige polnische stellvertretende Außenminister Paweł Jabłoński, indem er erklärte, dass eine Lösung dieser historischen Differenzen auch eine Grundlage für langfristige Versöhnung mit der Ukraine darstellt und unabdingbar für einen EU-Beitritt Kiews ist.
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