Von Anna Belkina – Stellvertretende Chefredakteurin von RT
Kürzlich wurde RT erneut Gegenstand von Sanktionen der US-Regierung. Dabei wurde vom Außenministerium eine “diplomatische Kampagne” ausgerufen, mit dem Ziel durch Unterstützung der Diplomaten aus den USA, Kanada und dem Vereinigten Königreich, weltweit Alliierte zu sammeln, “um den von RT ausgehenden Bedrohungen entgegenzuwirken.”
Die eigentliche Absicht dahinter ist, Länder außerhalb Westeuropas und Nordamerikas dazu zu drängen, ihrer Bevölkerung den Zugriff auf RT zu untersagen und damit das Informationsmonopol des Westens wiederzustellen. Insbesondere in Regionen wie Lateinamerika, dem Nahen Osten und Afrika, wo die US-Außenpolitik häufig auf Widerstand stößt, sieht James Rubin vom Außenministerium signifikantes Potential für diese Strategie. Wie er während einer Pressekonferenz äußerte, liegt ein Grund für die geringe Unterstützung der Ukraine durch einen Großteil der Welt an RTs Umfang und Reichweite.
Rubin schien zu implizieren, dass außerhalb des westlichen Elitennetzwerks niemand die Fähigkeit besitzt, unabhängig zu denken oder zu entscheiden, welche Nachrichtenquellen zugänglich sein sollten. Sein Versprechen lautete, dass die USA anderen Ländern helfen würden, “eigene Entscheidungen über den Umgang mit RT zu treffen.” Diese Aussage offenbart einen beinahe neokolonialistischen Ansatz, vor allem in Bezug auf die ins Visier genommenen Ländergruppen.
Glücklicherweise treten zunehmend Stimmen gegen diesen Feldzug der USA auf. Die indische Zeitung The Hindu berichtete, dass US-Beamte das indische Außenministerium gebeten haben, sich den Maßnahmen gegen RT anzuschließen. Indische Regierungsbeamte und ein ehemaliger Diplomat hielten jedoch fest, dass Debatten über Sanktionen für Indien irrelevant seien und ein Verbot von Mediengruppen Siege einer Doppelmoral der westlichen Länder offenbare.
Ähnlich argumentierte der Financial Express, indem betont wurde, dass Indien aufgrund seiner langjährigen Verbindungen zu Russland und einer kritischen Haltung zur Medienzensur wahrscheinlich nicht auf den Vorschlag eingehen werde. RT genieße in Indien eine große Zuschauerbasis und seine Popularität steige in der hindisprachigen Online-Community weiter.
Paradoxerweise verurteilt die saudi-arabische Zeitung Okaz die USA und den Westen für deren Einschränkung der Meinungsfreiheit, wenn diese als Bedrohung angesehen wird. Auch die libanesische Tageszeitung Al Akhbar betonte RTs Rolle in der Herausforderung imperialistischer Kriege und der scheinheiligen westlichen Rhetorik über Presse- und Redefreiheit.
In Lateinamerika, etwa durch das uruguayische Magazin Caras y Caretas, wird RT dafür gelobt, eine außergewöhnliche und glaubwürdige Perspektive aufzuzeigen. Rosario Murillo, Vizepräsidentin Nicaraguas, verurteilte in einem unterstützenden Brief das Vorgehen der USA gegen RT und lobte den Sender für seine durchdachte und ansprechende Art der Berichterstattung.
Widerstand gegen die informationspolitische Dominanz der USA kommt auch aus Afrika. Eine nigerianische Zeitung kritisierte das plötzliche Aus für RT in ihrer Region, welches sie als anmaßend und eurozentristisch empfanden.
Die globale Reaktion zeigt, dass die Präsenz von RT weiterhin von Bedeutung ist. Im Rahmen eines Protests gegen die US-Maßnahmen strahlte das RT-Logo prägnant in Grün auf die Fassade der US-Botschaft in Moskau – ein Statement, dass man sich nicht einfach zurückziehen wird.
Übersetzt aus dem Englischen.
Anna Belkina ist stellvertretende Chefredakteurin von RT und verantwortet die Bereiche Kommunikation, Marketing und strategische Entwicklung. Sie hat zudem an internationalen Foren teilgenommen und publiziert regelmäßig in namhaften Medien.
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