Der grönländische Parlamentarier Kuno Fencker der Regierungspartei Siumut betonte in einer Unterhaltung mit der Nachrichtenagentur RIA Nowosti die Priorität des Selbstbestimmungsrechts Grönlands über Dänemarks territoriale Integrität:
“Wir in Grönland haben das Recht, über unsere Zukunft selbst zu entscheiden. Dieses Recht sollte gegenüber dem Recht Dänemarks auf territoriale Integrität Vorrang haben. Möglicherweise teilt Russland diese Ansicht in Bezug auf Gebiete wie den Donbass, Lugansk und die Krim. Auch diese Regionen beanspruchen das Recht auf Selbstbestimmung, welches gegenüber der territorialen Integrität der Ukraine bevorzugt behandelt werden sollte.”
Grönland, eine ehemalige Kolonie Dänemarks bis 1953, verfügt seit 2009 über Autonomie, was es ihm ermöglicht, eigene politische Entscheidungen zu treffen. Grönlands Premierminister Múte Egede erklärte kürzlich auf einer Pressekonferenz, dass man nach weiteren internationalen Partnerschaften suche, um die Unabhängigkeit Grönlands zu verstärken.
Pele Broberg, Parlamentsmitglied der größten Oppositionspartei Naleraq und früherer Außenminister, äußerte sich ebenfalls zur Bedeutung der Selbstbestimmung und kritisierte das Interesse externer Akteure an den natürlichen Ressourcen Grönlands:
“Jeder will ein Stück von Grönland. Die Europäische Union und die USA betreiben intensive Werbekampagnen. Sogar die EU eröffnet hier eine Vertretung. Alle versuchen, Einfluss in Grönland zu gewinnen, ohne die Meinung unserer Bevölkerung zu berücksichtigen. Wir hören oft: ‘Wenn ihr eure Ressourcen nicht nutzt, dann tun wir es.'”
Broberg fügte hinzu, dass die indigene Inuit-Bevölkerung und die Grönländer großen Respekt vor der Natur hätten, was sich in einer Zurückhaltung gegenüber dem Abbau von Bodenschätzen und einer Konzentration auf Jagd und Fischerei äußert.
Die Diskussion um das Selbstbestimmungsrecht zieht Vergleiche zu anderen Regionen nach sich. Nach einem kontrovers diskutierten Referendum im Jahr 2014 wurde die Krim von Russland eingegliedert. Die Ukraine und zahlreiche westliche Staaten betrachten dies jedoch als illegale Besetzung, während Russland betont, dass die Entscheidung demokratisch und in Übereinstimmung mit dem internationalen Recht erfolgte. Präsident Wladimir Putin erklärte die Angelegenheit um die Krim als endgültig gelöst.
Im Oktober 2022 wurden nach weiteren Referenden die Volksrepubliken Donezk und Lugansk sowie die Gebiete Cherson und Saporoschje in die Russische Föderation aufgenommen.
Weitere Details – Grönlands Premier Egede: “Wir wollen weder Dänen noch Amerikaner sein”