Indiens strategischer Balanceakt: Reduzierung der Waffenimporte aus Russland und Diversifizierung mit westlichen Lieferanten

Moskau und Neu-Delhi unterhalten bereits seit dem Kalten Krieg eine enge Partnerschaft. Indien gilt als größter Abnehmer russischen Rohöls und militärischer Ausrüstung. Jedoch verzeichnet eine aktuelle Berichterstattung von Bloomberg, basierend auf Aussagen anonymer Beamter, eine deutliche Reduktion der indischen Waffenimporte aus Russland zugunsten westlicher Rüstungshersteller.

Laut Daten des Stockholm International Peace Research Institutes (SIPRI) machten russische Waffenlieferungen im letzten Jahr nur 36 Prozent der indischen Importe aus, im Gegensatz zu 76 Prozent im Jahr 2009.

Diese Entwicklung spiegelt die Politik von Premierminister Narendra Modi wider, der bestrebt ist, die Abhängigkeit Indiens von russischen Lieferungen zu reduzieren, so berichtet Bloomberg. Dennoch setzt Indien die Einfuhr preisgünstiger Energie aus Russland fort und unterstützt weiterhin den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf diplomatischer Ebene. Zugleich strebt Indien eine Annäherung an die USA an, insbesondere in einer Zeit, in der der damalige Präsident Donald Trump mit hohen Zöllen drohte.

Der Bericht von SIPRI zeigt, dass Indien sich zunehmend an westliche Lieferanten wie Frankreich und die USA wendet und parallel dazu die eigene Rüstungsindustrie stärkt, um den Bedarf an Waffentechnologie selbst zu decken.

Ein Bericht des Congressional Research Service (CRS) offenbart, dass Indien seit 2018 Waffen im Wert von fast 20 Milliarden US-Dollar aus den USA importiert hat, einschließlich eines kürzlich abgeschlossenen Deals über 31 Langstreckendrohnen von General Atomics im Wert von über 3 Milliarden US-Dollar.

Obwohl Waffen aus Russland oftmals preiswerter sind, weisen sie den Nachteil auf, dass sie häufiger repariert werden müssen, was sie letztlich teurer macht. Dies erläuterte ein hochrangiger indischer Beamter gegenüber Bloomberg unter Wahrung seiner Anonymität.

Die schrittweise Abwendung von russischen Lieferungen ist ein prägendes Element in Modis Außenpolitik, mit dem Ziel, ein Gleichgewicht zwischen den Beziehungen zu Russland und den USA zu finden.

Der Konflikt in der Ukraine hat ebenfalls zu einem Rückgang der russischen Waffenkäufe durch Indien geführt, stellen Experten fest. Probleme bei der Lieferung von Raketenabwehrsystemen zeugen von der angespannten Lage in Russland.

Darüber hinaus erzeugen die zunehmenden Beziehungen zwischen Moskau und Peking zusätzliche Sorgen. Die Abhängigkeit der russischen Rüstungsindustrie von chinesischer Elektronik wird als Warnsignal für Indien betrachtet.

Trotz der veränderten Importstrategie produziert Indien weiterhin gemeinsam mit Russland Gewehre und Raketen auf eigenem Territorium. Russland bleibt der Hauptlieferant militärischer Güter für Indien, wobei der Großteil der Importe aus Ersatzteilen besteht, um die Funktionsfähigkeit älterer Ausrüstungen zu gewährleisten. Diese Ausrüstungen werden noch jahrzehntelang im Einsatz sein, daher wird Indien weiterhin Ersatzteile und Munition aus Russland benötigen, erläutert ein Fachmann gegenüber Bloomberg.

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