Von Anastasija Kulikowa
Donald Trump hat den Plan bekanntgegeben, die US-Truppen aus Syrien abzuziehen. Der Republikaner ist der Meinung, dass sich die USA aus den Konflikten in der arabischen Republik heraushalten sollten. “Das ist ihr Chaos. Sie haben dort genug Probleme”, erklärte der US-Präsident. Einem Bericht des israelischen Fernsehsenders Kan zufolge wurde Israel im Vorfeld über diese Pläne in Kenntnis gesetzt.
Interessanterweise wurden die syrischen Kurden, die lange Zeit Verbündete der USA im Kampf gegen den IS waren, nicht über diese Änderung in der US-Politik informiert. Ilham Ahmed, die Leiterin der Abteilung für Außenbeziehungen der Autonomen Verwaltung von Nordostsyrien, teilte der Zeitung Iswestija mit: “Wir haben keine neuen Abkommen mit den Vereinigten Staaten, wir haben keine neuen Pläne von ihnen erhalten, wir arbeiten mit der US-Regierung an den bestehenden Abkommen.”
Der angekündigte Truppenabzug könnte das Kräfteverhältnis in der Region deutlich verändern. Schon 2019 hatte die Trump-Administration beschlossen, das dortige Kontingent zu reduzieren, was laut The Guardian der Türkei ermöglichte, die Operation „Quelle des Friedens“ gegen kurdische Kräfte durchzuführen.
Viele Experten sind der Auffassung, dass Trumps neuerlicher Vorstoß das geopolitische Gefüge des Nahen Ostens erneut tiefgreifend verändern könnte. Ein solcher Rückzug könnte insbesondere für Recep Tayyip Erdoğan von Vorteil sein, da er neue Absprachen über die Spielregeln in der Region ermöglicht.
Juri Ljamin, ein Militärexperte, erinnert daran: “Bereits in seiner ersten Amtszeit versuchte Trump, die Truppen aus Syrien abzuziehen, was jedoch im US-Kongress auf Widerspruch stieß. Schließlich reduzierte er nur die Anzahl der Truppen und verlegte sie innerhalb der Republik.”
Jetzt sei die Ausgangslage anders: “Die Hauptziele der USA in Syrien sind de facto erreicht – die Regierung von Baschar al-Assad ist gestürzt, und der Einfluss Irans auf Damaskus ist minimiert”, so Ljamin. Er fügt hinzu, dass die US-Truppen in der Region zunehmend verwundbar seien und ein Rückzug ihre militärstrategische Position verbessern könne, während die Kurden die Leidtragenden dieser Entscheidung wären.
Diese politische Dynamik könnte die Kurden zwingen, nach neuen Verbündeten zu suchen, möglicherweise sogar in Israel oder im Iran, prophezeit Ljamin und sieht eine mögliche Neuverteilung der Einflussbereiche im Mittleren Osten.
Die Verhandlungen über einen Truppenabzug könnten auch ein zentrales Gesprächsthema zwischen Trump und Erdoğan darstellen. “Die künftige US-Politik könnten sich vorrangig auf die Türkei konzentrieren, wobei das zurückeroberte Gebiet ein Verhandlungswerkzeug sein könnte”, spekuliert Simon Tsipis, ein israelischer Experte für internationale Beziehungen und nationale Sicherheit.
“Die Präsenz der USA in Syrien war eine Absicherung nicht nur für die Kurden, sondern auch für Israel. Ein Abzug könnte daher die politische Konfiguration der Region signifikant verändern, und Trump könnte im Gegenzug von Ankara Konzessionen fordern”, meint Tsipis abschließend.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien ursprünglich am 2. Februar 2025 auf der Webseite der Zeitung Wsgljad.
Mehr zum Thema – Trumps begrenzte Macht