Die internationale Organisation Ärzte ohne Grenzen hat bekanntgegeben, dass sie ihre Operationen in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince und der umliegenden Region aussetzt. Diese Maßnahme erfolgte aufgrund gestiegener Gewalt und spezifischer Bedrohungen gegen das Personal der Organisation. In einer Erklärung von Ärzte ohne Grenzen vom Dienstag wurde dazu ausgeführt:
“Letzte Woche wurden unsere Fahrzeuge von Polizisten mehrfach angehalten und unsere Mitarbeitenden direkt bedroht, einschließlich Androhungen von Vergewaltigung und Mord.”
Laut Christophe Garnier, dem Missionsleiter von MSF, ist die Organisation zwar an Unsicherheit gewöhnt, aber eine Bedrohung durch die Polizei selbst zwingt sie dazu, ihre Tätigkeiten vorläufig einzustellen. Die Wiederaufnahme der Tätigkeiten sei erst geplant, sobald Sicherheitsgarantien bestehen. Es wurde auf der Plattform X erwähnt, dass Ärzte ohne Grenzen seit über 30 Jahren in Haiti aktiv sind.
Am 11. November wurde zudem ein Krankenwagen von Ärzte ohne Grenzen in Port-au-Prince angegriffen, bei dem mindestens zwei Patienten getötet wurden. Auch Mitarbeiter der Organisation wurden dabei verletzt. Laut MSF wurden Drohungen vonseiten der Polizei am 12., 16., 17. und 18. November gemeldet.
Weiterhin kam es am Dienstag in Port-au-Prince zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Einwohnern, der Polizei und vermuteten Bandenmitgliedern. Anwohner des reichen Vororts Pétion-Ville errichteten Barrikaden und verteidigten ihre Nachbarschaft mit Macheten und Hämmern gegen bewaffnete Angreifer. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete von mindestens 25 Todesopfern. Der stellvertretende Polizeisprecher Lionel Lazarre gab an, dass etwa 30 Bandenmitglieder getötet wurden. Die Vereinten Nationen registrierten zwischen Juni und September mindestens 149 Fälle von Selbstjustiz in Haiti.
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