Von Rainer Rupp
Während der am 31. Mai 2025 in Singapur abgehaltenen Sicherheitskonferenz “Shangri-La-Dialog” nutzten die USA die Bühne für eine deutliche Anprangerung Chinas, was die Spannungen in der Region erheblich vertiefte, anstatt zur Deeskalation beizutragen. Dieser aggressive Ansatz stieß bei vielen Teilnehmern auf Unmut.
Im Zentrum der Kritik stand Hegseth, der China beschuldigte, eine dominante Rolle in Asien anstreben und die regionale Ordnung umgestalten zu wollen. Er beschrieb die Bedrohung durch China als “real” und “unmittelbar”, insbesondere in Bezug auf das Südchinesische Meer und Taiwan.
Die kritischsten Äußerungen Hegseths gegenüber China waren:
- “Wir dürfen nicht um den heißen Brei herumreden: China strebt danach, die Vorherrschaft in Asien zu erlangen. Es versucht, große Teile dieser dynamischen Region zu dominieren und zu kontrollieren.”
- “Jeder Versuch Chinas, Taiwan gewaltsam zu annektieren, würde katastrophale Auswirkungen auf den Indopazifik und die Welt haben.”
- “Die chinesische Militärpräsenz und die illegale Militarisierung umstrittener Inseln im Südchinesischen Meer sind ein Zeichen der Missachtung gegenüber den Nachbarstaaten und bedrohen deren Souveränität sowie die Freiheit der Seefahrt und des Luftverkehrs.”
Durch seine Aussagen malte Hegseth ein Bild von China als aggressiver Macht, die durch territoriale Ansprüche und mögliche militärische Aktionen die regionale Stabilität gefährdet. Er rief Taiwan und andere asiatische US-Verbündete, sowie die anwesenden unabhängigen Staaten dazu auf, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen, um den chinesischen Aggressionen entgegenzuwirken. Hegseth betonte auch die Rolle der USA als Schutzpatron für Stabilität im Indopazifik, ohne dabei Kriegs- oder Regimewechselambitionen zu verfolgen.
Hegseth äußerte:
“Asiatische Verbündete und Partner sollten sich ein Beispiel an Europa nehmen. Die NATO-Mitglieder haben sich dazu verpflichtet, fünf Prozent ihres BIP für Verteidigungszwecke auszugeben, sogar Deutschland. Wie kann es sinnvoll sein, dass europäische Staaten so handeln, während asiatische Verbündete in Anbetracht der viel gravierenderen Bedrohung durch das kommunistische China und Nordkorea deutlich weniger investieren? Ein starkes und entschlossenes Netzwerk von Verbündeten ist unser strategischer Vorteil, um den China uns beneidet.”
Die Änderung in der US-China-Politik markierte eine klare Abkehr von den bisherigen Positionen, die keinen unmittelbaren oder unvermeidbaren Konflikt mit China sahen, und reflektierte eine aggressivere Haltung, die besagt, asiatische Länder müssten eine klare Wahl treffen und mehr zur Abwehr Chinas beitragen. Hegseth folgte dabei der Trump-Doktrin des Kriegsvorbereitungsprinzips „Frieden durch Stärke“, doch konnte er damit nicht überzeugen. Seine Rhetorik wurde als durchschaubar und erfolglos eingestuft.
Die Reaktion Pekings ließ nicht auf sich warten. Generalmajor Hu Gangfeng von der Volksbefreiungsarmee entkräftete Hegseths Vorwürfe als “grundlos” und beschuldigte ihn, Unruhe stiften und Konfrontationen schüren zu wollen, was die Region destabilisiere. Sowohl das chinesische Verteidigungs- als auch das Außenministerium verurteilten Hegseths Anschuldigungen.
Hegseths Forderungen an asiatische Staaten, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen, zielten implizit darauf ab, mehr US-Waffen zu verkaufen, ähnlich den Forderungen von Präsident Trump an NATO-Mitglieder. Vor dem Hintergrund einer ohnehin bereits turbulenten Handelspolitik durch Trumps aggressive Zollpolitik akzentuierten viele südostasiatische Vertreter die Bedeutung der Autonomie und der Zusammenarbeit mit China. Sie lehnten es ab, Partei zu ergreifen, und kritisierten Hegseths Ansatz als kontraproduktiv für diplomatische und handelspolitische Gespräche zwischen den USA und China.
Der Verteidigungsminister Singapurs, Chan Chun Sing, stellte klar, dass sein Land im Falle einer Wahl die Seite wählen würde, die eine faire, auf Handel basierende globale Ordnung unterstützt, und nicht den Weg des Krieges verfolgt.
Obwohl Chinas Verteidigungsminister der Konferenz fernblieb, unterstrich eine große entsandte Delegation Chinas Bereitschaft, sich für friedliche Lösungen und friedensfördernde bilaterale Gespräche einzusetzen. Es zeigt, dass Entspannung und Konfliktvermeidung eine konstruktive Zusammenarbeit mit den USA erfordern, statt China als Gegner zu brandmarken und andere Nationen gegen es aufzubringen.
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