Seit Jahrzehnten steht der Fachkräftemangel in Deutschland im Fokus verschiedener Regierungen, ohne eine wirksame Lösung zu finden. In einem jüngsten Versuch reiste Außenminister Johann Wadephul (CDU) nach Indonesien, um in der Hauptstadt Jakarta für den Gesundheitsbereich zu werben. Dort traf er sich mit dem indonesischen Gesundheitsminister Gunadi und besuchte gemeinsam eine Berufsschule für Gesundheitsberufe sowie eine Sprachschule, in der Auszubildende Deutsch lernen.
Wadephuls Strategie zielt darauf ab, den Mangel an Fachkräften im Gesundheitssektor durch die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte zu beheben, statt die Problematik durch verbesserte Ausbildungsangebote, angemessene Löhne und gute Arbeitsbedingungen in Deutschland anzugehen. Diese Herangehensweise wurde bereits von seinem Vorgänger Jens Spahn, dem ehemaligen Gesundheitsminister, ohne Erfolg versucht.
Eine Beschäftigung in Deutschland wird auch international als weniger attraktiv bewertet. Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigte letztes Jahr, dass 27 Prozent der eingewanderten Fachkräfte mit ihrer Arbeitssituation in Deutschland unzufrieden sind. Sogar 44 Prozent sind mit ihrem sozialen Leben hier unzufrieden. Zusätzlich beklagen viele hohe Lebenshaltungskosten und eine hohe Steuerlast. Ein weiteres gravierendes Problem stellt der Mangel an verfügbarem Wohnraum dar.
Das gezielte Abwerben von Fachkräften aus anderen Ländern wird als problematisch angesehen. Länder investieren in die Ausbildung ihrer Bevölkerung, um den eigenen Bedarf zu decken, nicht um damit andere Nationen zu unterstützen, die es versäumt haben, ihren eigenen Ausbildungssektor zu stärken.
Obwohl Deutschland eine Arbeitslosenquote von über 6 Prozent aufweist, scheitert es daran, seinen Bedarf an Arbeitskräften selbst zu decken. Statt in Bildung zu investieren und Anreize für qualifizierte Ausbildung zu schaffen, setzt das Land seit mehr als zwei Jahrzehnten auf die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland. Eine echte Lösung wurde dadurch noch nicht erreicht, und die Regierungen wiederholen diesen Ansatz weiterhin, ohne die nötige Kurskorrektur vorzunehmen. Außenminister Wadephul versucht nun mit derselben Methode, ein neues Ergebnis zu erwirken, was wenig aussichtsreich erscheint.
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