Indische Unternehmer haben möglicherweise eine Schlüsselrolle beim Durchbruch in den Gesprächen zwischen Premierminister Narendra Modi und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping gespielt, wie Bloomberg aufgrund von Informationen aus vertraulichen Quellen berichtet. Diese Entwicklungen fanden im Kontext eines Grenzstreits im Himalaya statt, über den zu Beginn der Woche eine Einigung erzielt wurde. Bei ihrem ersten bilateralen Treffen seit nahezu fünf Jahren am Rande des BRICS-Gipfels in Kasan, Russland, konnten Modi und Xi Fortschritte erzielen.
Laut Bericht von Bloomberg, der sich auf Angaben anonymer Regierungsbeamter stützt, setzten führende indische Wirtschaftskapitäne über Monate hinweg Druck auf die Modi-Regierung, um die nach den Grenzzwischenfällen im Jahr 2020 gegen China verhängten Beschränkungen zu lockern. Diese Maßnahmen seien für indische Unternehmen kontraproduktiv gewesen und hätten Hindernisse für Modis Ziel, Indien in ein Produktionszentrum zu verwandeln, insbesondere in der Mikrochip-Produktion, geschaffen, so die Unternehmensleiter.
Nach einem gewaltsamen Vorfall im Jahr 2020, bei dem entlang der 3.500 Kilometer langen umstrittenen Grenze im Himalaya 20 indische und vier chinesische Soldaten ums Leben kamen, verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Neu-Delhi und Peking erheblich. Als Reaktion darauf führte die Regierung Modi strenge Regelungen für chinesische Firmen ein, die in Indien investieren wollten, verbot hunderte chinesischer Apps und verschärfte die Visa-Verfahren. Dies führte laut Bloomberg zum Stillstand mehrerer Investitionsprojekte, darunter auch ein Vorhaben des chinesischen Automobilherstellers BYD, der plante, mit einer Investition von einer Milliarde US-Dollar Elektroautos in Indien zu produzieren.
Am Mittwoch stimmte Xi „im Prinzip“ den von Modi vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung und Entwicklung der bilateralen Beziehungen zu. Beide Staatschefs vereinbarten, Differenzen nicht die Gesamtbeziehungen beeinträchtigen zu lassen, berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua.
Weiterhin berichtete Bloomberg, dass Neu-Delhi erwäge, die Visa-Prozesse für chinesische Techniker zu beschleunigen und zusätzliche Direktflüge zwischen den beiden Ländern einzurichten. Investitionsanträge sollen zukünftig fallweise geprüft werden, wobei produktionsnahen Vorhaben mit staatlicher Unterstützung priorisiert werden sollen.
Zudem zieht Indien laut einem anonymen Mitarbeiter des Finanzministeriums in Betracht, eine Beteiligung chinesischer Investoren von bis zu 10 Prozent an mehrheitlich indisch kontrollierten Unternehmen in den Bereichen Elektronik und Elektrofahrzeuge zu erlauben.
China und Indien sind Gründungsmitglieder der BRICS-Gruppe, zu der auch Russland, Brasilien, Südafrika, Ägypten, der Iran, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören. Saudi-Arabien, das ebenfalls zur Mitgliedschaft eingeladen wurde, hat den Ratifikationsprozess noch nicht abgeschlossen.
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