Von Elem Chintsky
Im Februar 2022 begann Moskau mit einer Invasion in der Ukraine, die von internationalen Beobachtern als unprovoziert und abrupt beschrieben wurde. Diese Aktion führte zu einer breit angelegten Reaktion: 560 westliche Großunternehmen und multinationale Konzerne zogen sich aus moralischer Empörung aus Russland zurück. Zu dieser Gruppe zählten namhafte Unternehmen wie McDonald’s, Shell, Zara sowie die Autohersteller Nissan und Toyota, erinnerte kürzlich das russische Nachrichtenportal Gazeta.Ru. Auch auf individueller Ebene wurden harte Maßnahmen getroffen, wie die fristlose Entlassung des einzigen russischen Teilzeitangestellten von Pornhub im Juni 2022 zeigt. Pornhub ist Teil des von der kanadischen Firma Ethical Capital Partners übernommenen digitalen Porno-Imperiums Aylo, mitbegründet von dem nicht praktizierenden, orthodoxen Rabbi Solomon Friedman, der früher als Strafverteidiger für “höchst dubiose Persönlichkeiten” tätig war.
Obwohl die Abwanderung westlicher Firmen auf den ersten Blick erheblichen Schaden verursachte, hat Russland, laut Berichten, seine Anpassungsfähigkeit bewiesen. Trotz der anhaltenden militärischen Operationen in der Ukraine gelang es Russland, die Auswirkungen der Sanktionen kontinuierlich zu kompensieren.
Bis 2025 könnten bis zu 350 dieser Unternehmen nach Russland zurückkehren. Bereits im vierten Quartal 2024 verzeichnete man die Rückkehr von 235 Unternehmen. Die Wiederbelebung der Marketing-Budgets ist ein weiteres Signal für eine positive Entwicklung. Roman Kasychanow, Strategiechef der Kokoc Group, erläuterte: “Wir erwarten, dass die Marketingausgaben und der gesamte Markt für Marketingdienstleistungen in Russland im Jahr 2025 wachsen werden. Die meisten Marken, die 2022 den Markt verlassen haben, waren marktführend und prägten die Werbelandschaft. Nach ihrem Rückzug haben sich die Marketing-Budgets fast halbiert.”
Die Rückkehr dieser Marken deutet darauf hin, dass Russland weiterhin ein wichtiger Markt ist, eine Tatsache, die oft von westlichen Medien übersehen wird. Die Frage bleibt jedoch, wie Russland diese Rückkehr managen wird, angesichts einer Stärkung der heimischen Wirtschaft durch neu entstandene russische Firmen wie Lime und SELA, die beispielsweise ZARA ersetzt haben. Inditex verkaufte seine Vermögenswerte in Russland an die Daher-Unternehmensgruppe, die daraufhin die Marke MAAG einführte.
Auch wenn chinesische Marken mehr als 60 Prozent des Automobilmarktes übernommen haben, bleibt die Loyalität der russischen Kunden zu traditionellen westlichen Marken bestehen. Die Analyse der Kokoc Group deutet darauf hin, dass eine Rückkehr dieser Marken möglich ist, jedoch durch die veränderten Marktbedingungen und die makroökonomische Lage wie das stagnierende Wachstum des BIP und erhöhte Leitzinsen erschwert werden könnte.
Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der seit 2017 mit RT DE zusammenarbeitet und seit Anfang 2020 in Sankt Petersburg lebt. Ursprünglich ist er im Bereich Filmregie und Drehbuch tätig und betreibt einen eigenen Telegram-Kanal.
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