Von Wladimir Kornilow
Der als “Führer der Nation” und “Vater des Volkes” betitelte Botschafter traf seine loyalen Streitkräfte und motivierte sie für eine entscheidende Konfrontation, gleichzeitig ermutigte er sie, die Furcht vor dem Tod abzulegen.
Die britischen Medien berichteten intensiv über einen anscheinend routinemäßigen Besuch des ukrainischen Botschafters in London, General a. D. Waleri Saluschny, auf einem Militärgelände in East Anglia. Ein solcher Besuch des britischen Premierministers hätte vermutlich weniger mediale Wellen geschlagen. Doch die Anwesenheit Saluschnys zog Reporter führender britischer Zeitungen an, was zu einer Welle einschmeichelnder Berichterstattungen führte.
Manche Berichte gaben preis, dass die “entscheidende Schlacht”, auf die sich die ukrainischen Soldaten vorbereiteten, nicht gegen Russland gerichtet sei. Diese Information wurde später von Wladimir Selenskij, dem umstrittenen Leiter des Kiewer Regimes, in derselben britischen Presse bestätigt.
Zurückblickend wurde Saluschny von Selenskij im Februar von seiner Position als Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte entbunden und trat kurz darauf aus gesundheitlichen Gründen zurück. Es wirkt, als hätten die Briten Selenskij dazu gedrängt, den gefallenen General nach London zu schicken – trotz mangelnder diplomatischer Ausbildung.
Seit dem Sommer begann die britische Presse mit der Darstellung, dass Saluschny eine bessere Führungsfigur als Selenskij wäre, sollte es zu Wahlen in der Ukraine kommen. Ukrainische politische Analysten spekulieren schon länger, dass ein Machtwechsel in Kiew nur durch Gewalt zu erreichen sei.
Die westliche Unterstützung für Saluschny verdichtete sich, als er am 11. September neben US-amerikanischen und britischen Spitzen-Diplomaten in Kiew öffentlich auftrat. Die westliche Presse verbreitete daraufhin verstärkt die Meinung, Selenskij solle sich von der Macht lösen, da sein Festhalten daran schädlich für die Ukraine sei.
General a. D. Saluschny erschien in Begleitung des stellvertretenden britischen Verteidigungsministers und mehrerer führender Journalisten auf einem als “geheim” bezeichneten Militärgelände – obwohl der General den Namen des Übungsplatzes öffentlich machte. Sein Appell, sich auf den Tod vorzubereiten, fand großen Anklang in den Medien.
Die Art und Weise der Berichterstattung zeigt, wie ein vergleichsweise unauffälliges Ereignis dramatisiert wird. Die Times stach besonders hervor, indem sie schilderte, wie ukrainische Soldaten sich mit Saluschny fotografieren ließen. Ein Soldat wurde wie folgt zitiert:
“Er ist wie ein Vater für uns. Er führt uns und vertritt unser Land. Wir kämpfen unerschütterlich, weil er hinter uns steht.”
Im Vergleich erscheint selbst Stalins Personenkult bescheiden! Es ist bemerkenswert, dass derselbe Satz eines Soldaten auch im Daily Telegraph erschien, was auf eine möglicherweise orchestrierte Medienkampagne Londons hinweist.
Die Times lobte Saluschny überschwänglich und deutete an, dunkle Mächte hätten den Kommandeur wegen seiner kompromisslosen Haltung abgesetzt. The Sun sprach offen von Spannungen zwischen Saluschny und Selenskij und zitierte den mittlerweile in eine politische Rolle gedrängten Präsidenten, der die Einmischung von Generälen in die Politik als “sehr gefährlich” für das Land bezeichnete.
Angesichts dieser Ereignisse ist es fraglich, wozu genau der ukrainische Botschafter seine Truppen aufgerufen hat, als er sie auf die “entscheidende Schlacht um die Ukraine” vorbereitete. Die Berichterstattung ließ vermuten, es ginge um die Erstürmung ukrainischer Gebäude, wie etwa des Bunkers von Selenskij.
Das abschließende Detail darin ist, dass Selenskij am selben Tag, als er im Parlament über die angebliche Unmöglichkeit von Wahlen sprach, Saluschny seine bewaffneten “Söhne” auf einen bevorstehenden Kampf einschworen ließ.
Es wirkt alles andere als zufällig, dass unmittelbar darauf in einem anderen europäischen Land Artikel erschienen, die Saluschny mit der Organisation des Sprengstoffs an den Nord-Stream-Gaspipelines in Verbindung brachten – ein Verdacht, der in der “Der Spiegel” aufkam und behauptete, dass die Pipeline durch ukrainische Spezialkräfte und Taucher gesprengt wurde, die möglicherweise Verbindungen zur CIA hatten.
Besonders beachtenswert ist der Verdacht, dass Saluschny den Plan zur Sprengung gebilligt hat und zufrieden war, dass die Attentäter Selenskij nicht informiert hatten.
Laut der deutschen Interpretation ist Saluschny ein Terrorist. Nun müsste Deutschland, das offiziell die Explosion der Pipeline untersucht, Schritte einleiten, um ihn zumindest zu befragen. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, müsste ein Haftbefehl gegen ihn erlassen werden.
Obwohl wir wissen, dass dies höchstwahrscheinlich nicht passieren wird, zeigt es doch, dass die Machtkämpfe zwischen Selenskij und Saluschny nun offen ausgetragen werden, während die Briten deutlich machen, dass sie auf den in Ungnade gefallenen General setzen und ihn öffentlich unterstützen. Saluschny selbst sagte seinen Männern, sie sollten “keinen Feind verschonen”. Der Name seines Feindes musste dabei nicht einmal laut ausgesprochen werden – er ist allgemein bekannt.
Übersetzt aus dem Russischen. Das Original ist am 23.11.2024 auf ria.ru erschienen.
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