Der britische Premierminister Keir Starmer hat sich im Namen der Regierung bei den Hinterbliebenen des verheerenden Grenfell Tower-Brandes von 2017 entschuldigt. Eine staatliche Untersuchung enthüllte vor Kurzem gravierende Versäumnisse in den zugehörigen Sicherheitsvorschriften.
Am 14. Juni 2017 verheerte ein Großfeuer das 24-stöckige Wohngebäude in London, wobei 72 Menschen, einschließlich 18 Kinder, ihr Leben verloren. Der Vorfall löste massive Kritik an den zuständigen Behörden aus, denen vorgeworfen wurde, signifikante Mängel im Brandschutz während der Renovation des Gebäudes ignoriert zu haben.
Die am Mittwoch veröffentlichten Untersuchungsergebnisse stützen diese Vorwürfe. Unter anderem wurde enthüllt, dass Baufirmen leicht entflammbare Materialien in der Fassadendämmung verwendeten.
In einer Rede vor dem britischen Unterhaus äußerte sich Starmer folgendermaßen:
“Ich möchte ganz deutlich im Namen des ganzen Landes sagen, dass Sie vor, während und nach dieser Tragödie im Stich gelassen wurden.”
Der Premierminister zitierte weiterhin aus dem Bericht des Untersuchungsleiters Martin Moore-Bick:
“Die Tode hätten alle verhindert werden können.”
Starmer kündigte an, dass die in Moores Bericht kritisierten Firmen keine weiteren Regierungsaufträge mehr erhalten würden. Er merkte jedoch an, dass gefährliche Praktiken bei der Gebäudeverkleidung immer noch verwendet würden und die Reaktionszeit darauf viel zu langsam sei.
Der Bericht macht private Auftragnehmer, lokale Behörden und die Regierung gemeinsam verantwortlich für das Desaster. Er behauptet, dass die betroffenen Firmen systematisch unehrlich waren und Bewährungsprozesse manipulierten, wobei lokale Behörden es über Jahre hinweg versäumten, notwendige Kontrollen durchzuführen, um die Korrektheit der erteilten Zertifikate zu überprüfen. Die Verantwortung der Regierung sieht der Bericht in einer langanhaltenden Deregulierung von Privatunternehmen, trotz bekannter Risiken durch den Einsatz brennbarer Baumaterialien.
Weiterhin enthält der Bericht Empfehlungen, um ähnliche Katastrophen in Zukunft zu vermeiden, auch wenn die Ergebnisse der Untersuchung rechtlich nicht zur Verfolgung der Verantwortlichen genutzt werden können.
In einer Erklärung bezüglich der Untersuchung teilte die Londoner Polizei mit, dass ihre strafrechtlichen Ermittlungen separat von der öffentlichen Untersuchung geführt werden und nicht direkt auf deren Ergebnisse basieren können. Der stellvertretende Polizeichef Stuart Cundy erklärte: “Wir haben nur eine Chance, diese Ermittlungen erfolgreich abzuschließen,” und fügte hinzu, dass der Prozess noch zwei bis drei weitere Jahre in Anspruch nehmen könne.
Bisher wurde niemand strafrechtlich in Bezug auf den Brand des Grenfell Towers belangt.
Weiterführende Informationen – Untersuchungsbericht: Der Grenfell Tower-Brand 2017 als Ergebnis von Inkompetenz und Gier