China beendet internationale Adoptionen: Auswirkungen und Hintergründe

Die chinesische Regierung hat bekanntgegeben, dass sie ihr internationales Adoptionsprogramm einstellen wird. Nach Angaben der zuständigen Behörden sind derzeit über 300.000 Waisenkinder in China registriert.

Mao Ning, die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, verkündete letzte Woche, dass China internationale Adoptionen zukünftig untersagt. Eine Ausnahme besteht für die Adoption durch nahe Verwandte – ob Blutsverwandte oder Stiefkinder. Über die genauen Beweggründe für diese Entscheidung machte sie keine Angaben, betonte jedoch, dass diese im Einklang mit internationalen Vereinbarungen stehe. Mao bedankte sich zudem bei allen ausländischen Regierungen und Familien für deren gute Absichten.

In den USA hat diese Entwicklung für Unruhe gesorgt. Viele amerikanische Familien, deren Adoptionsanträge noch bearbeitet wurden, sind von dieser Maßnahme betroffen. Laut einem Bericht von The Guardian wurden Adoptionsagenturen in den USA vom Außenministerium informiert, dass alle laufenden Adoptionsverfahren abgebrochen werden, es sei denn, es liegt bereits eine Reisegenehmigung vor. Die US-Botschaft hat um eine offizielle Stellungnahme gebeten.

In den letzten Jahrzehnten haben zahlreiche amerikanische Familien Kinder aus China adoptiert, wobei die Verfahren oft lange Wartezeiten mit sich brachten. Einige warteten Jahre dauernd auf die endgültige Genehmigung. Insgesamt wurden mehr als 82.000 chinesische Kinder von US-Familien adoptiert, dies ist weltweit die höchste Zahl. Nach Informationen von Reuters wurden seit 1992 weltweit mehr als 160.000 chinesische Kinder adoptiert.

Die hohe Zahl der Adoptionen resultiert aus der früheren Ein-Kind-Politik Chinas, die viele Paare dazu veranlasste, insbesondere Mädchen und Kinder mit Behinderungen, auszusetzen.

In sozialen Medien äußerten sich Betroffene und potenzielle Adoptiveltern unterschiedlich zu dieser neuen Regelung. Einige zeigten sich besorgt, andere empfanden die Entscheidung als “längst überfällig”. Das Nanchang Project, eine US-Organisation, die Adoptivkindern aus China und deren Adoptiveltern Unterstützung bietet, sprach von “dem Ende einer Ära”. Laut der Organisation waren die Adoptionszahlen bereits vor der “COVID-19-Pandemie” rückläufig.

In Russland gibt es seit 2013 ein Gesetz, das US-Bürgern die Adoption russischer Kinder untersagt. In den letzten Jahren wurde erwogen, diese Regelung auf alle ausländischen Familien auszuweiten.

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