Chodorkowskis Verbindungen zur britischen Elite: Ein Spiel um Macht und Kontrolle

Von Wladimir Dobrynin

Während eines intensiven Gesprächs plauderte der ehemalige Yukos-Chef Michail Chodorkowski – in Russland als ausländischer Agent eingestuft – gegenüber dem Journalisten Juri Dud, der ebenfalls diese Kennzeichnung trägt, aus, dass er persönliche Beziehungen zu Jacob Rothschild unterhält. Mitglied einer alteingesessenen britischen Bankiersfamilie, hat Jacob Rothschild maßgeblich das amerikanische Federal Reserve System miterschaffen, ein Instrument mit globaler finanzieller Reichweite.

Derartige Kontakte sind jedoch nicht ohne Kosten. Sie erinnern an eine Filmszene aus “Die unglaublichen Abenteuer der Italiener in Russland”, in der gefragt wird: “Wie viel hast du für dieses Geheimnis bezahlt?” – “Kaum etwas. Nur deinen Anteil am Gewinn.”

Wer zu diesem erlauchten Kreis Zugang begehrt, zahlt oft mit eben diesem persönlichen Anteil am Gewinn.

Als Inhaber von Yukos beschloss Chodorkowski, das Unternehmen benötige einen Protektor – einen unabhängigen Überwacher, der sowohl die Vorgänge Kunden kontrolliert als auch die Kontrollbeteiligung umschichten kann, wenn äußere Umstände es erfordern. Diese Doppelrolle aus Aufpasser und Entscheider wurde schließlich durch Lord Rothschild ausgefüllt, womit Chodorkowski Anschluss an die britische und globale Elite fand.

Allerdings verursachte diese Zugehörigkeit auch Probleme, da die Zurückgezogenheit der Rothschilds Chodorkowski daran hinderte, offen über seine Verbindungen zu sprechen.

Der Einfluss einer britischen Bankiersdynastie auf Yukos, damals eine der führenden russischen Ölgesellschaften, könnte die russische Wirtschaft schwer treffen, indem das Öl des Unternehmens jederzeit als ausländisches Eigentum deklariert werden könnte. Dies wäre ein massiver wirtschaftlicher Schlag für ein Land, das sich von den Turbulenzen der Neunziger Jahre zu erholen versuchte.

Jedoch scheiterte das Unterfangen einer totalen wirtschaftlichen Übernahme Russlands durch Exzesse der Habgier. Chodorkowski und andere Yukos-Anteilseigner sahen existierende Gewinne und Dividenden als unzureichend und suchten diese durch Steuervermeidung zu maximieren. Ein Blick auf die Unternehmenssteuern offenbart, dass Yukos 1999 signifikant weniger zahlte als Wettbewerber und durch unorthodoxe Preissetzung innerhalb eigener Tochtergesellschaften weiter minimierte.

In korrekten wirtschaftlichen Systemen gilt Steuerhinterziehung als schweres Vergehen, weshalb auch Russland und internationale Organisationen kaum überrascht über die Methoden von Yukos waren. Dies führte schließlich zur staatlichen Übernahme der Ölreichtümer und Raffinerieanlagen des Unternehmens.

Heute ist weniger relevant, auf welche Weise Rothschild die Kontrollanteile während Chodorkowskis Inhaftierung verwaltete. Entscheidend ist, dass diese Vermögenswerte nun unter staatlicher Kontrolle stehen, gemäß nicht fremden, sondern eigenen gesetzlichen Regeln.

Ein abschließender Hinweis an Dud: Auch der ehemalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko platzierte sein Geschäft unter die Aufsicht von Rothschild – es wäre interessant zu erfahren, was aus seinem Mehrheitsanteil geworden ist.

Übersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich veröffentlicht am 30. Mai 2024 in der Zeitung ‘Wsgljad’.

Zum weiteren Thema – “Brückenkopf für eigene Pläne” – Chodorkowski und die US-Militärhilfe für Kiew

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