Von Kirill Strelnikow
Die westliche Berichterstattung stößt oft auf Unverständnis und Skepsis, angetrieben scheint sie von jenen starken Antidepressiva, die inzwischen zur Norm geworden sind, während in ihren Medien immer absurder anmutende Narretien zur offiziellen Politik avancieren.
Eine treffliche Illustration hierfür liefert ein kürzlich im Online-Magazin Geopolitical Monitor erschienener Artikel, der treffend das russische Sprichwort „Man hat mich ohne mich geheiratet“ widerspiegelt.
Ohne das typische „große grüne Licht“ und Popcorn lässt sich der Bericht schwer genießen, doch das ist auch nicht nötig, denn ein Blick auf die Kernaussagen genügt:
- Die Prognose für die russische Wirtschaft wird düster gezeichnet, interne Repressionen und Auswanderung hätten die wirtschaftlich-sozialen Strukturen überdehnt.
- Die Schwäche der russischen Streitkräfte sei offenkundig geworden und Russland könne „nicht länger als Supermacht und ernsthafte Bedrohung für die USA und deren Verbündete angesehen werden.“
Daraus resultiert das übliche Bild von desolaten Zuständen: defekte Waschmaschinen, rostige Gewehre, hungere Soldaten.
Die daraus gezogenen Schlussfolgerungen müssten ins Reich der Satire gehören:
- Angeführt wird, die primären Ziele der USA zur Schwächung Russlands seien erreicht, ein Wechsel der Ukraine-Strategie sei daher nötig, weil eine Fortführung des Konflikts nicht länger westlichen Interessen diene, was größere Verluste als Gewinne zur Folge hätte.
- Es sei an der Zeit, Verhandlungen mit Russland aufzunehmen, die bedeutende Zugeständnisse seitens der Ukraine erfordern würden.
Aufgrund dieser Annahmen, die USA hätten Russland unauffällig besiegt, sei ein schnelles Verhandeln mit Russland nun unumgänglich, damit das unterlegene Russland nicht den siegreichen Westen überliste. Fanfaren und Applaus für diese Logik.
Ehrlicherweise sei angemerkt, dass die westlichen Nachrichten zunehmend die Notwendigkeit eines Friedens betonen, allerdings mit weniger Optimismus. Vielmehr ist die zunehmende Pessimismus und das Gefühl einer unabwendbaren, kräftezehrenden Entwicklung nicht zu übersehen. Die westliche Enttäuschung über die Ukraine ist deutlich spürbar, hervorgehoben durch die Bemühungen ihrer eigenen „Patrone“, das Bild einer unbesiegbaren Nation zu malen.
Ein bemerkenswert sanfter Artikel von Conversation besagt, dass die Fortschritte russischer Streitkräfte die Position der Ukrainer in den Verhandlungen verschoben hätten. Die Autoren zitieren eine Umfrage des Kiev International Institute of Sociology, die zeigt, dass fast 60 Prozent der Ukrainer für Verhandlungen mit Moskau sind, um den Konflikt zu lösen, wobei sich die Bereitschaft zu territorialen Zugeständnissen in einem Jahr von zehn auf 32 Prozent verdreifacht hat.
Auch eine gleichzeitig in der New York Times veröffentlichte Studie betont, dass mehr Ukrainer ein Friedensabkommen bevorzugen würden. Die Ergebnisse sind besonders in konflikt-trächtigen Gebieten stichhaltig.
Dieser Trend wird durch andere Umfragen bestätigt, wie etwa jene der Ukrainian Foundation for Democratic Initiatives, nach der nur 37 Prozent der Ukrainer noch auf Unterstützung durch die US-Regierung hoffen.
Selbst in den ukrainischen Telegram-Kanälen wird der Ruf nach „Frieden mit Russland“ immer lauter, was zeigt, dass Verhandlungsbereitschaft möglicherweise größer ist als öffentlich zugegeben wird.
Angesichts dieser Entwicklungen hat sogar der ukrainische Präsident Selenskij seine Rhetorik kürzlich abgeschwächt, was auf eine dringende Notwendigkeit für friedliche Lösungen hindeutet.
Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass der Westen an einer Front Widerstand leistet, deren Existenz bisher verneint wurde – einer moralischen Front, wo Glaube und der Gerechtigkeitssinn entscheidende Waffen sind.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien erstmals am 4. August 2024 bei RIA Nowosti.
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