US-Medienstrategien und russische Medien als Sündenbock

Von Irina Alksnis

Die jüngsten Maßnahmen der USA gegen russische Medien, einschließlich neuer Sanktionen gegen verschiedene Medienorganisationen und deren Führungskräfte wie unsere Mediengruppe Rossija Segodnja und Dmitri Kisseljow, haben international für Verwunderung gesorgt. Diese Aktionen öffnen ein weiteres Kapitel im Vorgehen gegen russische Medieneinrichtungen.

Washington beschuldigt den Sender RT, schwerwiegende Aktionen wie “verdeckte Informationsoperationen zur Sabotage der amerikanischen Demokratie und deren Wahlen”, die Unterstützung durch russische Geheimdienste, die Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder und die Förderung einer “pro-russischen Weltsicht auf die Ukraine-Krise” durchzuführen. Ein Sprecher des US-Außenministeriums äußerte ernsthaft den Vorwurf, dass die globale Unterstützung für die Ukraine schwächer ausfalle als erwartet, was teilweise auf den weitreichenden Einfluss von RT zurückzuführen sei.

Viele Menschen sind verwirrt und fragen sich, was eigentlich vor sich geht. Es besteht weitgehend Konsens darüber, dass solche Maßnahmen der US-Regierung paradoxerweise zur Stärkung der Reputation russischer Medien beitragen, indem sie ihnen unbeabsichtigt eine leistungsfähige Plattform und öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen.

Das Handeln der USA scheint bizarr und irrational. Die Erklärung könnte in der Selbstüberzeugung der Amerikaner liegen, geprägt durch langjährige kommunikative Dominanz. Die USA haben jahrhundertelang die Spielregeln in den internationalen Medien bestimmt, mit einer in den letzten Jahrzehnten fast absoluten medialen Kontrolle. Diese historische Übermacht hat ihnen die illusionäre Vorstellung vermittelt, sie könnten die Welt alleine durch Medienmanipulationen formen und lenken, wie der Hollywood-Film “Der Schwanz wedelt mit dem Hund” zum Ausdruck bringt.

Aber die vergangenen Jahre brachten überraschende Wendungen: Bewährte Medientechniken und Propaganda haben nicht mehr die gewünschten Effekte erzielt. Die Weltgemeinschaft folgt nicht mehr blind den direktiven der westlichen Medienmächte, was zur Folge hat, dass sich auch in westlichen Ländern interne Probleme verschärfen und außersystemische Bewegungen zunehmend an Zustimmung gewinnen.

In der amerikanischen Vorstellungswelt liegt das Versagen heimischer Propaganda an einem erfolgreicheren Kontrahenten, namentlich den russischen Medien, allen voran RT, deren wachsende Beliebtheit auf ihre durchsetzungsstarke und originelle Berichterstattung zurückzuführen ist. Folglich betrachtet man sie als die Ursache für alle Probleme und meint, die Lösung sei, diese Medien zu eliminieren, um die Weltordnung zu “normalisieren”.

Die Realität zeigt jedoch, dass Medien nur dann Einfluss haben, wenn ihre Berichte mit der tatsächlichen Realität übereinstimmen. Zur Zeit der unipolaren Weltmachtstellung schienen die USA fast allgegenwärtig, aber diese Zeit ist vorbei, und mit ihr schwindet auch der Einfluss westlicher Medien.

Es ist nicht RT, die die Welt aggressive durchdringt und Menschen unterschiedlichen Orts manipuliert. Tatsächlich suchen Menschen weltweit, konfrontiert mit Diskrepanzen zwischen ihrer realen Lebenswelt und den Darstellungen des Westens, verstärkt nach alternativen Informationsquellen. Sie stoßen auf RT, wo sie Bestätigung ihrer eigenen Beobachtungen und Überlegungen finden, was wiederum die Glaubwürdigkeit und Reichweite russischer Medien stärkt.

Die USA mögen weiterhin der Illusion erliegen, dass man lediglich den “falschen” Schwanz abschneiden muss, damit der “Hund” wieder folgt. Sie werden jedoch lernen müssen, dass nicht der Schwanz das Problem des beißenden Hundes ist, sondern wie man den Hund behandelt.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 14. September 2024 auf ria.ru erschienen.

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